Der Cluburlauber an und für sich – Teil 1

13. August 2013

Wir haben schon einige Cluburlaube hinter uns und jedes Mal begegnet uns eine gewisse Komik – schon gleich bei der Ankunft. Hier ist eben alles anders als im normalen Leben und auch wir müssen uns immer erst einfinden..

Man duzt sich im Club grundsätzlich – ob Kind, erwachsener Gast oder Animateur, das an sich ist schon ungewohnt, soll aber wohl eine private, entspannte Atmosphäre schaffen. Ja, ihr hört es an meinem Unterton – ich bin nicht gerade für Cluburlaube gebacken, tue es eher der Familie und meinem sportlich vernachlässigten Körper zuliebe. Ich bin eben nicht so’n Rudelmensch. Rudel wo du nur hinschaust! 

Beim Essen geht es los: Eine Menschentraube steht schon 5 Minuten vor Öffnung des Restaurants vor der Tür, um als erstes den besten Tisch zu ergattern. Man hat ja schließlich Hunger, denn nach dem letzten Kuchenbuffet um 17 Uhr gab es schließlich erstmal nichts zu Essen bis 19.30 h! 
Es gibt nur 8er-Tische in einem riesigen Saal mit unüberblickbar großem Buffet – auch das hat System. Man soll sich kennenlernen. Folge: es ist wahnsinnig laut – überall Gequatsche, Geklapper…! Für mich hat es eher etwas von Edelkantine. Das Essen ist wirklich gut – schließlich muss man ja auch irgendwas bekommen für das wahnsinnig viele Geld, das man in der Hauptsaison im Club bezahlt. Im völlig überfüllten “Speisesaal” sieht man Neuankömmlinge. Woran man sie erkennt? Sie gehen ganz ruhig mit ihrem total überladenen Teller (warum sind die Teller auch immer so klein?) vorsichtig durch den Saal und fragen mit zartem Stimmchen, ob sie sich dazu setzen dürfen. Die Club-Etikette verbietet ein Nein, auch wenn die Personen nicht gerade sympathisch erscheinen. 
Es gibt die unterschiedlichsten Erfahrungen beim Essen. Mein Mann testet immer gleich mit frechen Sprüchen, welcher Kategorie die neuen Sitznachbarn wohl sind. “Wer sich dazu setzt, muss uns erstmal was vorsingen.” Die Reaktionen sind von belustigt über beschämt bis entsetzt sehr vielfältig, was mein Mann gern auskostet. Es gibt die “Still-vor-sich-hin-Esser”, die gucken nicht einmal von ihrer sorgfältig zusammen gestellten Speise auf oder die “Erstmal-klarstellen-wer-wir-sind-Esser”, die die ganze Lebensgeschichte erzählen und du schon Angst bekommst, das Buffet könnte abgeräumt werden ehe er mit seiner Geschichte durch ist. Die freundlich schauenden Genießer sind mir am liebsten. Die haben nicht viel Zeit mit uns zu quatschen, nur mal hier und da ein Kommentar und man kommt nach dem Essen gegebenenfalls weiter ins Gespräch. 

Am folgenden Morgen lernen wir etwas über die Zimmerwahl im Club: Man kann ja Schilder aufstellen wie man will, wer um 7 Uhr bereits zum Frühstück eilen möchte, der wird frühzeitig durch die vorbeipolternden Kinder geweckt. Es zahlt sich also aus, eine hohe Zimmernummer zu bekommen: Während die 108 schon um 7 Uhr aus den Federn gepoltert wird, darf die 189 hoffen, rechtzeitig zum Langschläferfrühstück wach zu werden. Leider gibt es in jedem Hotel (egal welcher Kategorie) Gäste, die denken, sie hätten mit dem Schröpfen der Urlaubskasse auch gleich ihr schlechtes Benehmen abbezahlt.. Anstrengend!


Ganz klasse ist allerdings das großartige Sportangebot in Clubs, der allerbeste Grund, sich Cluburlaub anzutun. Da gibt es wirklich für Jeden etwas! Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch das mit gewissem Abstand sehen würde.

Aquafitness nach dem Frühstück bedeutet wiederum Rudelschwimmen oder besser: Rudelstehen mit Armwedeln und Beingestrampel. Ganz schlimm, wenn Elvira neben dir gedacht hat: “Wozu duschen, ich gehe ja nachher schwimmen?” – und dabei ausdünstet wie ein Iltis. Also besser durch den Mund statt durch die Nase atmen. Wenn dann noch die Aufforderung kommt: “So, und alle fassen sich jetzt mal an den Schultern..”, heißt es für mich, blitzartig aus dem Wasser zu schießen und so zu tun, als habe ich einen überaus wichtigen Termin verschwitzt. Nee, Rudelsport mit Anfassen geht gar nicht!

Also machen wir HOT IRON – Kontrastprogramm! Das ist was für die (kaum vorhandenen) Muckis. Ich betrete mutig den Raum, der schon eng berudelt ist und suche einen Platz ganz außen. Was denkt man eigentlich so beim Sport? Es gibt wohl NIEMANDEN, der nur an 1 – 2 – 3… denkt. JEDER denkt irgendwas! Ich sehe die Frau vor mir mit Modelmaßen und äußerst coolem Outfit. Sofort fühle ich mich trotz stolz abgenommenen Kilos irgendwie unförmig und kartoffelsackig gekleidet. Stimmt natürlich nicht, aber in dem Moment DENKT man eben so, wenn es sonst kaum etwas gibt, als den Befehlen der Trainerin (sorry: Intructorin, ich denke dabei eher an Sergeant) zu gehorchen. Eine Langhantel gefühlte 100 Mal von ganz unten nach ganz oben über den Kopf zu heben, kann einem schnell jegliche Gedanken austreiben. Nur noch: “Was es wohl heute zu essen gibt?” Bei den Bauchübungen allerdings vergeht mir auch dieser Gedanke und wird getauscht mit “Wann ist denn Bergfest – also, wann habe ich die Hälfte der Zeit hinter mir?” Schwäche zeigen? Auf gar keinen Fall! Mist, das Model vor mir bewegt die Hantel als wäre gar kein Gewicht dran – Mann, ist das schwer! Endlich wird die Musik ruhiger und das ist das sichere Zeichen, dass endlich die Quälerei ein Ende hat und das Stretching einsetzt..

Und morgen mache ich Zumba – sollte ich mich noch bewegen können…

Wer noch mehr wissen möchte, sendet mir gern eine Mail oder schreibt es in die Kommentare. 

Bis bald, eure




Unsere Kinder haben mit Begeisterung das Atelier und die Wassersportstation besucht. Es ist aber keineswegs so, dass man Cluburlaub macht, um die Kinder loszuwerden… Aber dazu mehr in Teil 2…



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7 Kommentare

  • Antwort Sandra von Meine fabelhafte Welt 15. August 2013 at 23:45

    So langsam sollte er wirklich Angst bekommen, der Arme! Am Ende gibt es wegen ihm einen extra Robi-Chor…. In diesem Sinne:

    Auf geht’s, wir sind frei, wir sind soo Robinson….. das ist meeeeeehr, als die Welt zu seh’n, das Gefüüüühl, aus sich rauszugeh’n, immer meeeehr, können wir verstehen, das was uns das Leben schenkt……

    ;-)

  • Antwort Christine Lotz-Walter 15. August 2013 at 22:20

    Schreib mehr davon Stephie, kann ich dann alles für mein Buch über “Hotelgäste” verwenden!
    Aber mal ehrlich, es gibt einfach Gäste, die denken wenn sie einen Urlaub buchen gehört ihnen das Hotel! Angefangen bei der Schlacht am Büffet, bis hin zu den 1000 dummen Fragen, Hauptsache die Mitarbeiter des Hotels sind beschäftigt.
    Ich warte schon gespannt auf den nächsten Beitrag über die “Flotters” die im gleichen Hotel wie Familie Stephie Urlaub machen :-)
    Weiter so und ich hoffe Du hast immer Zettel und Stift dabei!
    Für Deinen Mann würde ich übrigens auch singen, sozusagen mit Sandra im Duett! Liebe Grüße, Christine

  • Antwort Anonymous 14. August 2013 at 22:30

    *japs* *lach* Ich möchte noch mehr zum Thema Cluburlaub lesen….. biiiieeeettttttteeeee…… Weisst Du, was auch toll ist? Als Alleinreisende in so nem ausgesprochenen Familienclub zu sein, das macht erst Spaß. Die Frauen schauen einen ganz böse an, als wenn man ihnen ihren Mann ausspannen will….. etc. Und dann diese um 5-Uhr-morgens-Aufsteher, die an den Pool springen und die Handtücher auf die Liegen verteilen *grusel*

    Schöne Zeit noch und genieß den vielen Sport

    Liebe Grüße, Bettina Blanke

  • Antwort Nina von Butterzart 14. August 2013 at 17:14

    Ich habe selten so gelacht. Cluburlaub ist für mich ein gefundenes Fressen, meiner Beobachtungssucht zu frönen.
    Mein Sohn adoptiert grundsätzlich alle Menschen als Sitznachbarn, die ich unbedingt schon vor dem ersten Gespräch loswerden möchte und diese belagern uns dann mit Vorliebe den restlichen Urlaub.Treiben mir vor Peinlichkeit die Schamesröte ins Gesicht, wenn dann der Kellner rüde herbei gepfiffen wird, wünsche ich mir spätestens ein Erdloch, was sich auftut…
    Sport gibt es in meinem Lieblingshotel, der Alpenrose in Pertisau am Achensee, auch ohne Ende, tolles Essen, ein Tisch nur für unsere Familie, Kinder- und spitzen Jugendclub oben drauf. Liebe Stephanie, vielleicht etwas für eure nächste Reise! Dir noch viel Spaß und gute Erholung

    Nina

    • Antwort Stephies BlogPost 14. August 2013 at 18:10

      Oh ja, Nina, das kenne ich auch. Die Kinder bewegen sich ganz unbefangen im Club und lösen manch unangenehme Situation aus. Auch sehr schön, wenn man vom Kinderanimateur auf vermeintliche familiäre Zustände angesprochen wird.. Wie sagt man so schön: nicht Facebook ist die Sicherheitslücke, die uns Angst machen sollte, sondern 4-jährige Kinder im Kindergarten (ergänze: oder im Club!).
      Die Alpenrose kennen wir noch nicht – schauen wir uns mal an. Lieben Dank für den Tipp!
      Liebe Grüße, Stephie

  • Antwort Sandra Kirchner 14. August 2013 at 13:07

    Liebe Stephie!
    Ich kenne das so gut – besonders das Essen an den 8er Tischen ist nicht so meins… Aber wenn Dein Mann mich zum Vorsingen aufgefordert hätte, dann hätte ich aus vollen Kräften gesungen und ihn sofort in mein Herz geschlossen. Ihr hättet uns den ganzen Urlaub essenstechnisch an der Backe und hättet wahrscheinlich Angst vor jedem neuen Gesangsauftritt, denn ich singe natürlich suuuper gut ;-) Am Ende würdet Ihr robbend durch das Restaurant kriechen und versuchen auch mal ein Essen alleine geniessen zu können, aber ich würde Euch trotzdem finden und mich freudestrahlend immer wieder zu Euch setzen. Und wenn Ihr dann schon beim Kuchenbuffet so viel esst, damit Ihr abends keinen Hunger mehr habt….. Kuchen mag ich auch ;-)))
    Euch noch einen schönen Urlaub!
    Liebe Grüße
    Sandra

    • Antwort Stephies BlogPost 14. August 2013 at 18:05

      Liebe Sandra,
      ich glaube, wir hätten wirklich enorm viel Spaß miteinander im Club! Ich bin sicher, du hättest zu dem Thema auch genügend Bloggerstoff!
      Liebe Grüße, Stephie

    Ich freue mich über Deinen Kommentar