Der virtuelle Stuhlkreis

Kennt ihr noch die Stuhlkreise aus dem Kindergarten, in denen gesungen und Geschichten gelauscht wird? Später im Berufsleben weiten sich diese Kreise aus in “Besprechungsrunden”, die aber an sich nichts anderes sind als Kindergarten-Stuhlkreise: Einer gibt das Thema vor und dann wird diskutiert. Wieder andere Stuhlkreise dienen der Gruppentherapie. Sucht euch aus, womit ich die im Folgenden beschriebenen vergleichbar finde ;-)


Der virtuelle Stuhlkreis, von dem ich hier erzählen möchte, ist ein neuzeitlicher Auswuchs. Ich habe euch bereits berichtet, dass ich nahezu handysüchtig bin (dazu gab es hier den Post “Smartphone-Junkies”). Über mein iPhone ist es mir möglich, ständig online zu sein – auch unterwegs oder wenn ich wie heute beim Frisör sitze. Wenn die Emails bereits gecheckt sind und ich schon alle Zeitschriften kenne (vom gestrigen Arztbesuch :-)), dann schaue ich in meine Gruppen und Foren:

Beispielsweise über Facebook kann man Gruppen anlegen, wie auch zu meinem letzten Post in Sachen veganer Challenge erwähnt. In dieser Gruppe tausche ich mich mit den vielen anderen Frauen über Durchhaltetaktiken, Rezeptabwandlungen, Einkaufstipps etc aus, was sehr viel Spaß macht und einiges erleichtert. Fragen zu Rezepten können direkt am Herd gestellt werden und sind meist umgehend beantwortet, bevor etwas anbrennt – ist doch genial! – Ich bin nämlich offensichtlich nicht die Einzige, die quasi IMMER online erreichbar ist ;-)

Außerdem gab es mal diesen inzwischen abgeflauten Hype, sich in Facebook-Gruppen virtuell innerhalb seiner Heimatstadt zu treffen, wie “Du bist Freiburger, wenn…”. Dort schreiben sich zehntausende Menschen über Vergangenes und Neues eben dieser Stadt und deren Bewohner. Z.B: “Wer kennt noch die Schlittenwiese, den alten Kiosk… etc” Dieses Schwelgen in Erinnerungen hat sehr viel Spaß gemacht und war einer der ersten virtuellen Stuhlkreise, die ich kennengelernt habe.

Meine Schwägerin hat sich damals mal in einen Mütterchat eingeklinkt, in dem es “sofort” gegenseitigen Rat gab. Soweit ich weiß, besteht dieser Kontakt schon seit Jahren und reißt nicht ab. Das kann sehr wertvoll sein, egal, ob man die Mütter nun persönlich kennt oder nicht. Alle haben gleichaltrige Kinder und somit die gleichen Fragen / Probleme. Da kann man sich wunderbar helfen, trösten, aufmuntern und gemeinsam freuen. Also ein klassischer Stuhlkreis – eben nur virtuell.

Inzwischen unverzichtbar ist für mich die Erfindung von WhatsApp-Gruppen. Das ist ja toll!! Wir haben eine “Cousinengruppe” gegründet, in der nur die eingeladenen Mitglieder Zugriff und Leseberechtigung haben. Es ist wundervoll, die große und weit über Deutschland und die Welt verteilte Familie plötzlich so nah bei sich zu haben. Ein ganz besonderer virtueller Stuhlkreis, den ich nur empfehlen kann. Das ist nämlich möglich, ohne die öffentlichen sozialen Netzwerke zu nutzen. So erfahren wir auch zwischendurch mal kurz, wie es wem geht – fast täglich. Das ist wirklich anders, als eine Email an alle zu schicken – es ist viel persönlicher und zeitnah, da man sich manchmal nur kurz “Super Wetter hier in Hannover – wir sitzen im grünen Wohnzimmer.” oder “Schaut mal, was ich gerade gesehen habe.” – mit Foto schickt. Ja, mal eben kostenlos (soll es ja nun doch noch eine Weile bleiben) über das Handy ein Foto nach Amerika zu schicken, das sofort gesehen wird, ist doch wundervoll! Wir sehen “unsere” amerikanischen Babies und die Nordlichter der Familie aufwachsen, als wohnten sie hier um die Ecke… Auch meine Schwester im tiefsten Süden ist so viel näher dran. Ich liebe das! Man rückt näher zusammen! 

Kritiker sagen, man könne sich doch auch anrufen. Klar, das tun wir trotzdem noch, aber da tauscht man nicht die alltäglichsten Dinge aus. Es ist wunderbar genau zu wissen, wer gerade wo ist und wer ruft schon wegen scheinbar nebensächlicher Dinge mal eben an? Die Kommunikation mit Amerika ist sooo einfach – per Skype ist es auch schön, aber da muss man sich wieder mehr Zeit nehmen. Schreiben kann ich von überall aus, sei es auf der Toilette sitzend, am Flughafen, im Wartezimmer oder – verbotener Weise – im Stau stehend… Oh ja, im Stau haben wir uns auch schon oft gegenseitig Mut gemacht, gemeinsam über gewisse Dinge gelächelt und Ärger Luft machen können. Toll, wenn 7 Leute gleichzeitig lesen und antworten können. Oft wirklich unterhaltsam – telefonieren könnte ich schwerlich mit allen gleichzeitig…

Es darf natürlich nicht zu viel sein – wenn man in mehreren Gruppen aktiv ist, raubt es schon viel Zeit. Ganz zu spät ist es, wenn man sich unter Druck setzt nichts verpassen zu wollen. Das muss man schon locker sehen können, sonst hängt man wirklich nur noch im Netz! Man kann das auch abschalten, ebenso die Benachrichtigungsfunktion!!

Insgesamt kann ich die virtuellen Stuhlkreise nur empfehlen, sie geben mir sehr viel – vielleicht euch auch?

Alles Liebe, 
eure Stephie

Ich freue mich, wenn ihr meinen Artikel teilt:

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