Ein Tag ohne Smartphone: Was macht das mit mir?

8. Mai 2017
Stephie mit Smartphone im Garten

Da chillte ich am Sonntag so vor mich hin, genoss die dröhnende Musik aus den Kopfhörern meines Smartphones und plötzlich stürzte es ab: Mein Ein und Alles, meine Verbindung zur Außenwelt, der Terminplan, alle meine praktischen Apps… und noch viel mehr! Das Display meines Smartphones zersplitterte in tausende Glasscherben.

 

Stephie mit Smartphone im Garten

Stephie mit Smartphone im Garten

 

Selbstverständlich hatte ich meinen treuen Wegbegleiter immer, immer, immer in einer praktischen Schutzhülle verpackt. Wäre ja nicht auszudenken, wenn da mal eine Macke hinein käme. Schließlich gehe ich mit meinen Dingen äußerst umsichtig um. Ja, eine Glas-Schutzfolie hatte ich auch einmal.

Doch diese passt ja nicht hundertprozentig deckungsgleich auf das hübsche iPhone7. Und wenn etwas nicht optimal passt, dann stört es mich. Also zog ich die Folie wieder herunter. Ein Fehler, wie sich nun herausstellte! Nun ist mein Schatz beim Handy-Doc für sage und schreibe dreihundert Euro und ich habe Zeit, euch zu erzählen wie es mir damit geht:

 

Nur so ein paar Stunden ohne Smartphone –
das muss doch machbar sein…

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es mich so sehr einschränken würde, für wenige Stunden mitten am Tag mein Smartphone hergeben zu müssen. Ich trauerte um die regelmäßigen Sprachnachrichten von Freundinnen, die mich sonst den Tag über begleiten. Schnell wurden alle informiert, dass ich nicht verschollen oder tot bin, sondern nur mein Smartphone repariert wird. Umgehend trafen Beileidsbekundungen und wichtige Nachrichten ein, die meine Lieben “vorher” noch loswerden mussten.

Eine Freundin meiner Tochter (13) musste gerade erst ihr Smartphone gegen ein konventionelles Handy eintauschen, mit dem sie ausschließlich telefonieren kann. Die Höchststrafe für Jugendliche, will ich behaupten. Keineswegs ist das Mädchen nun von der Außenwelt abgeschnitten und sie kann immer noch Verabredungen treffen – auch ohne SMS und WhatsApp. Wer hätte das gedacht? ;-)

 

Klare Verabredungen nach alter Schule

Doch dann kam meine erste Hürde: Ich war verabredet mit meiner Schwester. Heute – allerdings wollte sie sich noch melden, um eine konkrete Uhrzeit durchzugeben. Ja, das war früher mal anders: Da verabredeten wir eine feste Zeit und einen klar definierten Ort zum Treffen. Heute “telefoniert man noch mal drüber”. Also schrieb ich fleißig ihre Handynummer auf einen Zettelblock neben dem Festnetz-Telefon. HAHA, die ganz alte Schule…

Früher hatte ich sämtliche Telefonnummern meiner Freundinnen im Kopf. Allerdings waren es nur fünf bis sieben Ziffern, die zu wählen waren. Die Vorwahl ergab sich automatisch aus dem jeweiligen Wohnort, also kein Problem. Heute sind die Handynummern schier endlos lang, da sind wir doch froh, wenn wir unsere eigene Nummer und die unseres Partners auswendig drauf haben!

Meine Kinder mussten in der ersten Klasse unsere Festnetznummer und die Handynummern von Mama und Papa auswendig lernen. Diese haben sie bis heute noch auf Knopfdruck parat. Gut ist es, denn wie oft kam es schon vor, dass der Akku leer war und das Handy der Freundin genutzt werden musste… Zugeben muss ich, dass ich die Handynummern meiner Kinder allerdings überhaupt nicht kenne. Dazu drücke ich nur auf die in den Favoriten angelegte Taste des Smartphones

 

ein Tag ohne Smartphone. Kalender doppelt führen

 

Terminkalender nur noch online?

Wie oft habe ich schon gedacht, dass ich besser mal doppelte Kalender führen sollte: einen Kalender im Smartphone, den ich überall und jederzeit einblicken kann. Den anderen Kalender wollte ich in ein hübsches Büchlein schreiben. Das hat genau zwei Wochen gedauert, dann war alles durcheinander. Verschobene Termine waren im Smartphone an der richtigen Stelle, das Papier aber kam nicht mit. 

Einige unserer Freunde sehen sogar die Termine ihrer Ehepartner auf ihrem Handy. Das allerdings ginge mir definitiv zu weit. Unbestritten wäre es praktisch, wenn ich alle Termine meines Mannes einsehen könnte. So könnte ich gemeinsame Verabredungen mit Freunden treffen, ohne immer gleich nachfragen zu müssen, ob er dann Zeit hat. Doch ganz ehrlich: das würde mich verrückt machen, auch noch seinen übervollen Kalender vor Augen zu haben. Mir reicht es ja, meinen eigenen Kalender und den von zwei Kindern mit mir herum zu tragen.

Da ich nun mindestens einen Tag auf meinen Online-Kalender verzichten muss (theoretisch ist dieser ja noch auf dem MacBook gespeichert, für alle Fälle), habe ich mir alle Termine für die kommenden zwei Tage auf Zettel geschrieben. Auch wenn der Handy-Doktor eine Reparaturzeit von nur wenigen Stunden versprochen hat: sicher ist sicher! Allerdings muss ich nun stark darauf achten, nicht auf den gewohnten Piepton zu warten, der mich rechtzeitig an den nächsten Termin erinnert

 

Wertvolle Apps oder nur Spielerei?

Brauchen wir eigentlich tatsächlich all diese Applikationen auf dem Handy, die uns Wege weisen, bei den Kindern Vokabeln abfragen und uns die tollsten Rezepte liefern? Meine meist genutzten Apps sind Bildbearbeitungs-Programme und Shops, bei denen ich rund um die Uhr schnell bestellen kann, was spätestens übermorgen gebraucht wird und in unserem Städtchen garantiert nicht erhältlich ist. 

Diese Apps sind nützlich, aber nicht lebenswichtig. Nach Rezept zu kochen ist sowieso nicht meine Art, daher benötige ich diese Rezept-Apps gar nicht. Vermutlich werde ich diese heute Abend noch löschen → Ballast abwerfen ist doch immer gut! Genauso werde ich mich von vielen anderen Apps trennen, von denen ich nicht einmal weiß, wie und wo diese mein Leben einfacher gestalten sollen. 

Anders ist es bei der von mir heiß geliebten WhatsApp. Wie bitte soll ich nun informiert werden über alles, was mein Umfeld angeht? Pffft. Da müsste ich ja telefonieren, per Festnetz! Hilfe!

 

ein Tag ohne Smartphone. Gespräche ohne Whatsapp

 

Kontaktaufnahme funktioniert ohne Nachrichten-App persönlicher

Heute haben zwei liebe Frauen Geburtstag, denen ich gern gratulieren möchte. Von beiden kenne ich auch die Festnetz-Telefonnummer. Das ist nicht selbstverständlich, denn Viele besitzen heute nur noch Smartphones und haben den Festnetz-Anschluss abgemeldet. Also schreibe ich nicht nur eine schnelle, liebevolle Nachricht, sondern ich rufe sie an. Ganz in echt telefonieren wir miteinander und schnacken wieder mal so viel mehr, als wir uns per App getippt oder aufgesprochen hätten. Wie herrlich das ist!

Außerdem kam heute ein tolles Päckchen von meiner Schwägerin an, wofür ich mich sonst erst einmal per WhatsApp herzlich bedankt hätte. Später hätte ich es dann noch einmal persönlich angesprochen, doch so rufe ich einfach an. Ja, manches ist schneller getippt – nicht weniger herzlich, aber Zeit sparender. Auf diese Weise ist es schließlich möglich, so viel mehr am Tag zu erledigen. Richtig zu telefonieren hält ja so sehr auf…

Wo kommen wir denn hin, wenn wir uns nicht mehr die Zeit nehmen für persönliche Geburtstags-Anrufe und Danksagungen, Genesungswünsche und so vieles mehr? 

 

Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich ab und zu mal wieder “abschalten” sollte und wieder zurückkehren sollte zu alten Traditionen – so praktisch die Smartphones auch sind!

Noch gestern überlegte ich, mich bei der nächsten Smartphone-Generation für ein Plus-Modell zu entscheiden. Darüber werde ich dann mit heutigem Erfahrungsstand noch einmal nachdenken, wenn es soweit ist. “Für Fotos wäre das toll”, spricht das Blogger-Herz! Aber brauche ich so viele Fotos von jeder Gelegenheit und jedem Essen? Wohl nicht. 

Hergeben werde ich das gute Stück freiwillig nicht mehr, aber der Flugmodus wird wohl wieder häufiger als nur über Nacht eingeschaltet sein. Diese permanente Erreichbarkeit geht mir sowieso schon länger auf die Nerven. 

Ich bin also nicht tot, sondern nur offline, meine Lieben. ;-)

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, als ihr mal auf das Smartphone gänzlich verzichten musstet?

Alles Liebe, eure

Unterschrift Stephie

 

 

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