Sind Nachrichten denn etwas für Kinder?
Natürlich muss man das Alter der Kinder beachten und überlegen, was sie verkraften können. Ich meine, dass Kinder ab der Grundschule teilhaben sollen am Weltgeschehen. Sie sollten wissen, was in der Welt passiert.
Bei uns zu Hause gehört das Lesen der Zeitung zum täglichen Frühstück dazu. Wir leben den Kindern vor, dass man sich informiert, was in der Welt los ist. Anhand der Bilder fragten die Kinder schon früh, was dies oder jenes zu bedeuten hat. Nicht jeder hat vor der Arbeit und Schule Zeit, detailliert die Nachrichten zu erklären – doch sollte man unbedingt auf den natürlichen Wissensdurst der Kinder eingehen. Sobald die Kinder lesen konnten, bekamen sie die “Kinderpost”, das ist eine Seite in unserer Tageszeitung, die die Nachrichten extra für die Kinder in einfachen Worten erklärt. Darum wird sich jeden Morgen aufs Neue gestritten, so dass wir schon Leseregeln einführen mussten. Ich freue mich aber, dass unsere Kinder so großes Interesse am Weltgeschehen haben. Inzwischen liest unser Sohn zunächst den Sportteil, unsere Tochter die Kinderpost, danach wird getauscht. Für Außenstehende muss das lustig aussehen, wie am Morgen die Zeitung in 4 Teile gerissen und reihum gelesen wird. So kann man schon früh die Kinder einbeziehen in wichtige Ereignisse und Politik.
Gerade aktuell steht ja die Bundestagswahl an. Das ist bei uns derzeit ein großes Thema, da mein Mann in der Kommunalpolitik tätig ist und daher auch momentan wenig zu Hause ist. Die Kinder wollen alles wissen und wir versuchen es möglichst kindgerecht rüberzubringen. Schließlich möchten wir unsere Kinder zu späteren WÄHLERN erziehen! Wie kann man Kinder da einbeziehen?
Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie die Bundestagswahlen abliefen, als ihr noch Kinder ward? Ich habe das noch so genau vor Augen, als sei es kürzlich erst gewesen und es wiederholte sich alle 4 Jahre: Freunde meiner Eltern und Familie trafen sich bei meinen Großeltern zu dem großen Ereignis, der Bundestagswahl. Alle kamen selbstverständlich aus den Wahllokalen, wo sie alle ihre Stimme bereits abgegeben hatten oder (das war damals irgendwie Mode) sie hatten vorher per Briefwahl ihr Kreuzchen gemacht. Der Fernseher lief auf voller Lautstärke, um ja nichts zu verpassen – es wurde kommentiert und diskutiert über das, was im TV zu sehen war. Es gab ein tolles Buffet – als hätte jemand Geburtstag – und alle waren aufgeregt, wie die Wahl wohl ausgehen würde, ob denn unser Kanzler auch wiedergewählt würde. Es wurden Tipps abgegeben und aufmerksam die schwarzen, gelben und roten Balken angestarrt. Diese Aufregung spüre ich heute noch nach und es bleibt mir immer in besonderer Erinnerung. Wir wurden also so erzogen, dass Politik jeden etwas angeht. Seit meiner ersten Wahlberechtigung kommt es für mich niemals in Frage, einmal NICHT zu wählen. Das möchte ich auch meinen Kindern weitergeben.
Letzte Woche haben wir mit unseren Kindern gemeinsam das Kanzler-Duell im TV angeschaut. Die beiden haben natürlich von den Inhalten sehr wenig verstanden, doch die Stimmung und Spannung konnten sie gut nachfühlen. Kommentar unserer 9-jährigen Tochter: “Ich fand, dass Herr Steinbrück unsere Bundeskanzlerin immer ganz schön persönlich attackiert hat und total nervös war – Frau Merkel aber war ganz ruhig und hat ihn freundlich angeschaut beim Sprechen. Sie war irgendwie netter!” Also, SOVIEL hat sie dann doch mitbekommen – das reicht ja fürs Erste. Sie kennt die Gesichter, die Namen dazu und was das Ganze da im Fernsehen sollte, versteht sie auch…
Welches Kind weiß denn heute noch, wer aktuell Bundeskanzler/In ist? Leider viel zu wenige! Woran liegt das? Die Kinder meiner Generation hatten es da recht einfach, denn das war ja fast ausschließlich Helmut Kohl (1982 – 1998). Heute wechselt dieser Posten ja öfter.
Ich bin der Meinung, dass Kinder in jedem Fall über Erzählungen und Erklärungen an dem Ablauf von Wahlen beteiligt werden sollten – das kann man nicht allein der Schule überlassen! Selbstverständlich finde ich es gut, wenn sich der Politikunterricht (oder Sachkunde) in der Schule aktuell mit dem Thema befasst, doch sehe ich die ELTERN in der Pflicht, ihre Kinder einzubeziehen!
Bei uns zu Hause wurde damals am Esstisch immer wieder über Politik und politische Ereignisse gesprochen und das tun wir auch heute im Beisein unserer Kinder. Als Kind und Jugendliche interessiert einen das zwar wenig, aber allein schon durch diese Tischthemen wusste ich irgendwie Bescheid. Ich kannte dadurch natürlich nicht nur den Bundeskanzler, sondern auch viele andere Politiker namentlich. Das sollte in unserer Gesellschaft doch selbstverständlich sein! Mein Mann erzählt unseren Kindern gern häufig bei Tisch, was gerade in unserer Stadt politisches Thema ist und inwieweit man sich einbringen, auch als Bürger etwas verändern und verbessern kann. Es ist wichtig, den Kindern zu zeigen, dass Politik im ganz Kleinen anfängt und nicht nur das ist, was man im TV sieht.
Auch bei uns ist es nicht leicht, einen 12jährigen dazu zu bewegen, mehr in der Zeitung zu lesen als nur den Sportteil! Allein dadurch, dass wir Erwachsene uns darüber unterhalten, wird es interessant. Auch, wer nur mit halbem Ohr mithört, kann lernen und Informationen aufsaugen. Im Laufe der Zeit wird dieses Wissen bei den Kindern größer und greifbarer.
Ich möchte meine Kinder nicht zu altklugen Besserwissern erziehen, sondern zu interessierten, aktiven Menschen. Fit ist, wer Bescheid weiß!
Im letzten Jahr habe ich eine Hörspiel-CD gekauft, die kindgerecht erklärt, wie eine Bundestagswahl abläuft. Und zwar von Wahlprogrammen über Plakatierung bis hin zur Sitzverteilung. “Wahlen und Politik in Deutschland” von Diana Peßler. Als Hörbuch ist es für Kinder leichter, sich dem Thema zu widmen. Es ist eine leichte, lockere Geschichte, die von fragenden Kindern erzählt wird und einem erklärenden Erwachsenen. Die CD kann man ruhig bei dem aktuellen Herbstwetter mal beim Legospielen im Kinderzimmer auflegen. Probiert es aus!
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Nachrichtenmagazin für Kinder |
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Buch “Kanzler lieben Gummistiefel” von Marietta Slomka |
1 Kommentar
Jaaaa, an das politische Zusammentreffen bei Omi & Opi kann ich mich auch noch sehr gut erinnern! Hat doch ganz schön geprägt :-)
Ich finde es toll, wie ihr die Kinder miteinbezieht und in dem wichtigen Feld groß zieht!!!!