Mitgefangen – mitgehangen? Auch das ist Familie!

17. Juni 2013

Es ist ja nicht so, als hätten wir Frauen „nur“ Kinder, Haushalt, Garten und Job an den Hacken. In der Regel haben wir auch einen Ehemann / Partner, dessen Interessen wir teilen und für den wir einstehen. Manchmal kommt mir ein Spruch in den Sinn: „Ein Mann hat seine Familie im Rücken, eine Frau hat sie im Nacken!“ Nein, ganz so ist es sicher nicht, denn wir Frauen von heute tun schon das, was WIR möchten und können durchaus SELBST differenzieren und entscheiden. Ich bin sehr glücklich mit meinem Platz im Leben und mit meiner Familie – empfinde sie also nicht als im Nacken sitzend.

Aber: Was ist mit den Frauen, deren Partner nicht einfach am späten Nachmittag / frühen Abend nach erledigter Arbeit nach Hause kommt und gemeinsam mit ihr den Abend genießt? Kennt ihr eine Frau, die mit einem Mann verheiratet ist, der sinnbildlich auf allen Hochzeiten tanzt? Ich! Mein Mann ist nämlich sowohl geschäftlich, politisch als auch gesellschaftlich-sozial stark engagiert und eingespannt – das ist als Ehefrau und Mutter von zwei Schulkindern nicht immer nur lustig. Auch wenn man stolz auf sein Engagement ist: Man steht oft allein da und muss trotzdem alles wuppen. 

Natürlich unterstütze ich meinen Mann, wo es geht. „Mitgefangen – mitgehangen“, sagt man ja so schön. Genauso fühle ich mich manchmal dann doch – wie am Haken baumelnd.

Vormittags gearbeitet, Haushalt auf Vordermann gebracht, eingekauft, gekocht, aufgeräumt, Hausaufgaben nachgeschaut und für Instrumente zu üben motiviert – gerade noch die Kinder zu diversen Sportunterrichten kutschiert – all das natürlich nicht im feinen Anzug, sondern in den praktischen Klamotten und mit Pferdeschwanz. Da schaue ich auf die Uhr und bemerke, dass mir nur noch 45 Minuten bleiben, um mich „ausgehfein“ zu machen.

Mein Mann hat nämlich heute wieder eine Veranstaltung, zu der er mich braucht. Was heißt das nun für mich: Gaaaanz fix duschen, cremen, schminken, fönen, die richtigen Klamotten finden, passende Tasche und Schuhe aussuchen (wehe, die Schuhe passen nicht zur Tasche oder wenigstens zum Blazer – dann fühle ich mich unwohl), Babysitter einweisen, Kinder busseln, letzter Blick in den Schönmachspiegel und ins Auto springen. Los geht’s! Unter Volldampf trotzdem meist ein paar Minuten zu spät (mein Mann ist schon vor Ort, musste ja auch nur in seinen Anzug springen und kam von der Firma aus direkt dort hin) – – Kopf umschalten von Kindergedöns auf intellektuelle Unterhaltung mit Erwachsenen. Thema gefunden, nett gelächelt, perfekt gestylt … Ein Freund sagte mal: „Stephie, Hauptsache, die Haare liegen!“… und den Abend möglichst ohne Gähner überstehen – schließlich interessiert mich ja auch, was da vorne berichtet wird. KEINESFALLS aufs Handy schauen, ob die Kinder angerufen haben („ Mama, der hat…“ – „Ja, aber die hat….“) oder gar schauen, welche Emails eingegangen sind – und weiter hübsch lächeln. Auf keinen Fall zu viel trinken, immer weiter nett lächeln bis die Gesichtsmuskulatur aufgibt oder doch das Handy klingelt (natürlich nur lautlos, ich weiß ja was sich gehört). Solch einen Tag / Abend kann man mal ganz gut schaffen und schließlich findet man ja auch toll, was der eigene Ehemann so alles auf die Beine stellt. Sind es aber mehrere Termine in einer Woche, dann fühlt man sich schon ein wenig heroisch. Sicherlich gibt es auch Anlässe, auf die man sich freut – ich will das hier nicht so darstellen, als ließe ich mich permanent zu unliebsamen Veranstaltungen zerren! Aber ob Spaß oder nicht, anstrengend ist es allemal – vor allem mitten in der Woche..

Kommt man dann endlich zu Hause an – völlig am Ende: mit schmerzenden Füßen von den hohen Schuhen, Gesichtsfalten vom Lächeln und Kopfschmerzen vom eigentlich zu engen BH – lässt mich der kurze Blick in die heimische Küche erstarren. Die Kinder haben sich entgegen der Verabredung offensichtlich Abendessen gemacht und dazu Popkorn (oder was ist das klebrige Zeug da? Muss ich morgen mal recherchieren)??

Das ist natürlich der Schlussbericht eines Abends OHNE Babysitter, denn unser Supersitter ist sowas von zuverlässig, da wäre das nicht passiert! Sie ist nur leider gerade im Urlaub und ich hatte gehofft, die Kids erstmalig ein paar Stunden allein lassen zu können.. OHA!! Das räume ICH HEUTE NICHT MEHR AUF… Und das war definitiv das letzte Mal, dass die Kinder allein zu Hause bleiben durften, nächstes Mal muss Oma oder Opa kommen!!

So, ich schreibe euch nur noch diesen Post und verabschiede mich dann ins Bad zum Abschminken etc und dann ENDLICH ins Bett.

Ich hoffe, ihr habt jetzt nicht den Eindruck, ich hätte über meine Situation an der Seite eines viel beschäftigen Mannes gejammert. Ich nehme es (meistens!) durchaus mit Humor und sage auch manche offiziellen Termine ab, wenn es mir zu viel wird. Ich mag schließlich auch nicht ständig die Kinder irgendwo “parken”, das tut ihnen und auch mir nicht gut! Wenn ich aber wirklich zur Unterstützung gebraucht werde, ist es selbstverständlich, dass ich da bin: auch das ist eine Bedeutung von Familie!

Gute Nacht allerseits!! Jetzt darf ich auch gähnen… übrings: mein Mann ist immernoch bei der Veranstaltung – der Arme hat ja morgen auch wieder einen „ganz normalen“ Arbeitstag!

Alles Liebe, eure
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass meine Schilderung sicher von den vielen Alleinerziehenden eher als Luxusproblem angesehen wird. Ich bewundere all die Frauen, die sogar ganz allein dastehen und trotzdem tolle Mütter sind, die für ihre Kinder alles tun und mit wesentlich weniger Unterstützung als ich alles managen. 

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