Soziale Netzwerke – passe ich da hin?

So einfach kann man das wohl nicht beantworten und jeder hat dazu sicherlich eine eigene Meinung.

Bisher war ich sehr vorsichtig, was diese für alle Menschen so öffentlichen Netzwerke angeht. Zwar hat man wohl selbst in der Hand, mit wem man sich befreunden und wieviel man preisgeben möchte – das war auch für mich der Grund des vorsichtigen Einstiegs in die “gefährliche Welt” des social networks. Man will ja nicht außen vor bleiben und wissen, was da vor sich geht – vor allem, bevor die Kids mit sowas um die Ecke kommen… Da möchte ich nicht die Schultern zucken und sagen “keine Ahnung, wie das geht / was das ist”. Wenn Verwandte und Freunde weit entfernt leben, ist es einfach schön, auf diesem Weg von ihnen zu “hören” – als es die sozialen Netzwerke und Skype noch nicht gab, war das schließlich wesentlich komplizierter..

In Facebook & co werden aber teilweise Dinge geschrieben, die an sich doch außerhalb des engsten Familienkreises überhaupt niemanden etwas angehen. Dieses anonyme Befreunden fand ich sehr befremdlich – es hieß für mich immer “kenne ich nicht, Anfrage nehme ich nicht an”.
Das halte ich auch immer noch so. Dennoch bleiben mir kaum noch intime Äußerungen oder Fotos von fremden Menschen verborgen: Wenn ich ein privates Foto von jemandem mir völlig Unbekannten anschauen kann, nur weil einer meiner Freunde es als “gefällt mir” angeklickt hat… Nein, gar nicht mein Ding.
Mit Personenfotos habe ich mich ganz bewusst immer sehr zurückgehalten. Klingt schüchtern, aber ich gehe eben sensibel mit meinen Daten und Bildern um. Vor allem, wenn Kinderfotos öffentlich gepostet werden, die wir zwar im Moment niedlich finden, aber der später mal Jugendliche oder Erwachsene das wohl eher als peinlich und diffamierend ansehen wird, ist doch wohl eine sehr persönliche Grenze deutlich überschritten. Auch diese Statusmeldungen wie “gehe jetzt einkaufen”, “bin wieder da”, “gehe jetzt schlafen” waren für mich bislang mehr als überflüssig und eher für unreife Jugendliche gepachtet.
Unreife Jugendliche kommen ggfs auch mal auf die Idee, sich mit ihnen eigentlich fremden Personen im realen Leben treffen zu wollen! GEHT JA GAR NICHT! VIEL ZU GEFÄHRLICH! Weiß doch jeder, dass man niemals auf fremde Profile vertrauen sollte: Da schreibt ein Mittvierziger (mit einem Foto eines 15jährigen) einem 13jährigen Mädchen Liebesbriefe und gibt sich als Gleichaltriger aus, um seinen pädophilen Neigungen nachgehen zu können. ALPTRAUM!! Ein Horrorszenario, das seit langem schon vor meinem geistigen Auge schwebt und mich stets dazu veranlasst, meinen Kindern diese virtuelle Welt als gefährlich und als das darzustellen, was es ist: IRREAL! Immer auf der Hut sein, niemals den echten Namen nennen, keine Ortsangaben… all das, was man sich selbst auferlegt und den Kindern nahezubringen versucht. Ein 12jähriger hat nichts bei Facebook zu suchen – auch wenn er behauptet, ALLE ANDEREN wären auch da unterwegs! Inzwischen hat mein Sohn es nicht nur akzeptiert, sondern auch eingesehen und verinnerlicht. Es ist derzeit kein Thema mehr für ihn. Er weiß, dass er in ein paar Jahren mit Vernunft in ein soziales Netzwerk finden wird und sich von mir anleiten lassen kann, eben mit gebotener Vorsicht.




Nun ja, ich bin jetzt knapp über 40 Jahre alt und musste diesen eben beschriebenen Fluch des Facebook-Wahnsinns teilweise revidieren. Immer noch bin ich besonders umsichtig im virtuellen Raum. Doch habe ich vor einiger Zeit eine inzwischen geschlossene Gruppe für mich entdeckt – wer mich öfter liest, weiß wovon ich spreche: von den “Kuschelveganern”. Ausgelöst durch eine kollektive Abnehm-Challenge von meinesvenja gründete sich eine Facebookgruppe, die sich über diese neue vegane Lebensweise austauschte. Als diese Gruppe zu groß und mitteilsam wurde, splitterten wir eine weitere, wesentliche kleinere Gruppe daraus ab, die dann eben zu den Kuschelveganern wurde -> mit denjenigen, die sich nicht nur über Ernährung, sondern über alles mögliche unterhalten wollten: Einkaufsberatung von Brille zu Schuhen, die neuesten und wirkungsvollsten Kosmetika, Partyoutfits, Erziehung, Ehe – eben alles, was das Leben bietet. Hier tummeln sich sehr aktive und interessierte Frauen im Alter von 25 – 70 Jahren (grob geschätzt), die sich auf Augenhöhe mit sehr ähnlichen Interessen begegnen und mit beiden Beinen im Leben stehen. Hier ist nahezu jede Berufsgruppe vertreten: Erzieherinnen, Ärztin, Informatikerin, Anwältin, Kreative, Hotelmanagerin, Landwirtin, Kaufleute, Designerin und sooo viele mehr – Expertinnen für jede Lebenslage. Man kann alles fragen und bekommt fachlichen sowie menschlichen Rat aus vielen Richtungen. Es wird getröstet, gelacht, motiviert und all das ohne Zickenalarm! Nie habe ich solch eine tolle Gemeinschaft erlebt, die eben jederzeit griffbereit ist und ein warmes Gefühl von Verbundenheit bietet. Ich bin nicht einsam oder suche Abwechslung – es ist einfach so passiert..

Von manchen kennt man nur ein Profilbild, auf dem ggfs nur ein Hund oder ein Sonnenuntergang zu sehen ist, dennoch ist einem diese Frau durch ihre Posts sehr vertraut geworden. Man macht sich Sorgen, wenn sich jemand ein paar Tage nicht muckt, verteilt Ratschläge, stellt selbst Lebensfragen und bewegt sich in dieser Gruppe manchmal freier und unverblümter als im realen Freundeskreis. Einige dieser Frauen sind mir sehr nah geworden und es ist ein wunderbares Ritual, am Morgen zu schauen, wer online ist, wem es gut geht, wer Seelentrost braucht – das ganze in der Mittagspause und am Abend vor dem Zubettgehen nochmal. Wir sind immer up-to-date, was gerade bei den anderen los ist. Natürlich birgt dies die Gefahr, dass der Partner das mitunter gar nicht so lustig findet und sich vernachlässig fühlt. Hier muss man aufpassen, dass man das wirkliche Leben immer im Vordergrund hält und diese fiktive Welt als Hobby belässt. Das fällt zunehmend schwer, da man doch diese anderen Frauen inzwischen “so gut kennt” und sich wie eine gute Freundin auch kümmern möchte.

Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich ein absoluter Vernunftmensch bin und meine Überzeugungen zu gewissen Themen nur schwer ablegen kann. Hier aber passiert gerade etwas mit mir – es verändert mich insofern, als dass sich eine neue Welt für mich erschließt! Das klingt verrückt und das ist es auch ein bisschen. Hätte man mir vor ein paar Monaten noch erzählt, dass ich eine wildfremde Frau, von der ich gerade einmal ein Foto und einige persönliche Emails habe, zu mir nach Hause einladen würde – dann hätte ich sicher laut gelacht. ICH DOCH NICHT!! Und ich sage euch: doch – ich habe es getan und es war toll! Mein Mann war gleich mit von der Partie als ich davon erzählte und er hat mich sogar ermutigt, sie einfach zu uns einzuladen.
Wir hatten einen wunderbaren Tag zusammen, meine Kinder haben sie kennengelernt und es genauso empfunden wie ich – ein Treffen mit einer alten Freundin, die man lange nicht gesehen hat und die am besten noch eine Woche bleibt, weil es gerade so schön ist. Eine ganz neue Erfahrung für mich. Auch mein Mann war positiv überrascht, wie herzlich und ungezwungen wir miteinander umgegangen sind. Doch ist mir sehr bewusst, dass diese private Gruppe ein Glücksfall ist und etwas sehr Seltenes, was kaum jemandem begegnet. Also auch für Außenstehende sicherlich befremdlich und unverständlich.

Und wie sagt man es den Kindern?? Tja, die Kinder wollten natürlich wissen, woher ich diese “Freundin” kenne. Lügen möchte man ja nicht, aber wie erklärt man nun, dass es für unsere Kinder generell aufgrund der Gefahren tabu ist, sich öffentlich im Internet zu tummeln – die Mama aber lässt eine fremde Frau ins Haus, die sie nur aus dem bösen Internet kennt? Ich habe keine Ahnung, es hat sich irgendwie gefügt, es fühlte sich richtig an und es wurde nicht weiter gefragt – irgendwann einmal werden sie sicher tiefer nachforschen… Spätestens dann, wenn das große Treffen ansteht – mit fast allen liebgewonnen Kuschelveganer-Frauen in München! Das wird eine Supergaudi!!

Wir alle freuen uns enorm darauf und mir erschließt sich tatsächlich eine neue virtuelle Welt zum Anfassen!

Denkt darüber, wie ihr wollt – mir gefällt es!


Ich werde weiterhin auf Samtpfötchen durch Facebook, Twitter und co gehen, sobald es öffentlich sichtbar ist – diese private Gruppe aber nimmt mir hoffentlich keiner mehr so schnell… Und DA passe ich hin!

Einfach schön!!

Alles Liebe, eure


Ich freue mich, wenn ihr meinen Artikel teilt:

6 Gedanken zu „Soziale Netzwerke – passe ich da hin?“

  1. Ja ich bin auch vorsichtig, das kann ich so weitergeben. Nein ich kann mich leider mit den meisten von euch nicht treffen da ich einfach zu weit weg wohne. Und auch meine Kinder dürfen bzw. durften nicht vor ihrem 15. Lebensjahr in öffentliche Netzwerke. Und auch ich finde diese Gruppe sehr angenehm wahrscheinlich weil ich sonst nicht in Gruppen gehe, außer zum kaufen und verkaufen. Also werden wir mal sehen ob wir mit der Gruppe so schön weitermachen. Es macht spaß mit allen Mädels. Weißt du was ich vermißt habe? Du sprichst jede Berufsgruppe an, aber wir Hausfrauen und Mütter? Sind wir nichts wert? Ich fühlte mich ein bisschen schlecht bei dem Satz. Ich pflege meine Mutter die bettlägerig ist, habe 4 Kinder wovon 3 schulpflichtig sind und einen Mann, der zurzeit eine Lehre macht. Nochmal weil er nicht mehr arbeiten konnte in seinem Beruf. Bin ich deswegen schlechter? Also ich fühle mich ausgefüllt mit Arbeit und Terminen von 6-20 Uhr. Und ich bin auch nicht den ganzen Tag online. eigentlich nur früh und dann ab 20 Uhr. Wie ihr merkt nagt dieser Satz an mir.

    1. Liebe F.,
      selbstverständlich sind Mütter und Hausfrauen genauso viel wert wie all die genannten Berufsgruppen. Ich bin sogar der Meinung, dass dies in unserer Gesellschaft viel zu selten gesagt und gewürdigt wird. Ich selbst bin schließlich auch Mutter – und das mit Leib und Seele.
      Ich habe größte Achtung vor dem, was Du tust: trotzdem Du 4 Kinder zu versorgen hast, pflegst Du auch noch Deine Mutter, was sicher eine besondere Herausforderung bedeutet.
      Es tut mir leid, wenn ich Deinen Nerv mit o.g. Satz negativ getroffen habe. Ich wollte hier nur die äußerst große Vielfalt an unterschiedlichen Menschen in der Gruppe herausstellen, wobei ich statt “und sooo viele mehr” noch mindestens 30 andere Berufe hätte nennen können – dazu gehören natürlich auch diejenigen, die ihre Kinder erziehen und/oder Angehörige pflegen!
      Wir alle ziehen den Hut vor Deiner Leistung und sind froh, Dich in unserer Mitte zu haben.
      Alles Liebe, Deine Stephie

  2. Bin ja nicht mehr so schreiblustig, aber dennoch anwesend! Auch ich mag die Gruppe und die Herzlichkeit, die dort herrscht. Und muss dazu sagen, meine Kinder wissen, dass ich den Mann aus dem Internet sogar geheiratet habe. Dies ist schon 15!! Jahre her. Ich gehe trotz allem sehr vorsichtig mit dem Netz um. Also, ein Hoch auf virtuelle Freundschaft, aus der was werden kann, weil man sich vorher so gut beschnuppert hat, lieben Gruß Britta

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