Immer wenn ich anderen Menschen von der Biostruktur-Analyse erzählte, wurde ich gebeten, einen Beitrag dazu zu schreiben. Wie einfach wir uns selbst und andere Menschen verstehen lernen können, begeistert offenbar nicht nur mich. Dazu gibt es ein 3-Farben-Modell, das sich auf wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse stützt. Hierbei wird die eigene Persönlichkeitsstruktur entschlüsselt, denn jeder Mensch “tickt” schließlich anders. Diese Entdeckung ist nicht nur hilfreich im Beruf, sondern auch im privaten Bereich.
Die Biostruktur-Analyse
Zunächst muss ich dazu erklären, dass speziell dafür ausgebildete Trainer den Test zur Biostruktur-Analyse durchführen, welches für eine vollständige und zuverlässige Auswertung unerlässlich ist. Das, was ich euch hier berichte, ist nur eine Zusammenfassung aus eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen, die ich mir angelesen habe.
Zur Selbstanalyse habe ich einen Test aus zehn Aufgabengruppen mit insgesamt 39 Antwort-Möglichkeiten durchgeführt. Die jeweiligen Antworten ergaben einzelne Punkte im 3-Farben-Modell auf der Struktogramm-Scheibe, die dem Buch beilag (siehe Bild zur eigenen Auswertung). Zur Interpretation des Ergebnisses halfen mir beide hier empfohlenen Bücher.
Das 3-Farben-Modell zur Persönlichkeitsanalyse
Um zu verstehen und möglicherweise gleich auf den ersten Blick erkennen zu können, wie mein gegenüber “tickt”, gibt es das 3-Farben-Modell zur Strukturanalyse. Entwickelt wurde die Biostruktur-Analyse vom Anthropologen Rolf W. Schirm, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen des Hirnforschers Paul D. MacLean. Hierbei wurde herausgestellt, dass die drei Gehirnbereiche Großhirn (blau), Zwischenhirn (rot) und Stammhirn (grün) unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die Farbgebung der verschiedenen Hirnbereiche sind zufällig gewählt und dienen nur der Veranschaulichung.
Dieser Mix aus den unterschiedlichen Stärken ergibt die Persönlichkeitsstruktur eines jeden Menschen. Hier erkläre ich nur die einzelnen Farb-Dominanzen, aber es gibt noch Mischformen wie beispielsweise den grün-blau-Typen oder den “Regenbogen-Typen”, der alle drei Farbfelder gleichermaßen belegt hat. Um das System als Ganzes zu erfassen, muss man definitiv tiefer in die Materie einsteigen als ich es hier in einem einzelnen Beitrag wiedergeben kann. Die Beschreibungen der äußerlichen Merkmale sowie der Charakterzüge stammen nicht von mir, sondern aus den unten empfohlenen Büchern.
Der blaue Bereich (Großhirn)
Das Großhirn ist zuständig für rationales, systematisches Denken sowie planendes und vorausschauendes Handeln. Jemand, der eine blau-dominante Biostruktur hat, hält Menschen gerne auf Sicherheitsabstand, braucht etwas länger, bis er mit anderen “warm” wird und wirkt eher verschlossen. Der Blau-Typ liebt logische Abfolgen, handelt analytisch und mit Bedacht. Er informiert sich umfangreich über Dinge, die ihn interessieren und hat einen gewissen Hang zu Ordnung und Perfektion.
Optisch erkennbar sind diese Typen oft daran, dass sie sich gern klassisch-schlicht und sportlich-elegant mit wenig auffälligen Accessoires kleiden. Die Körperhaltung ist eher gerade und sie halten sich gern im Hintergrund. Wenn sie etwas in einer Gruppe sagen, ist es meist fundiert, mit Fakten belegt und weniger spontan. Lieber halten sie sich allein oder in kleiner, vertrauter Runde auf als in großen Gruppen.
Diese Personen legen großen Wert auf Zuverlässigkeit und Treue. In Gesprächen kommen sie gern direkt auf den Punkt, sind aber weniger entscheidungsfreudig. Beruflich sehen wir blau-dominante Menschen beispielsweise im medizinischen Sektor sowie der schreibenden und zeichnenden Zunft (Arzt, Architekt, Autor, Professor, Lehrer…).
Der rote Bereich (Zwischenhirn)
Das Zwischenhirn bringt die impulsive, dynamische Seite des Menschen zum Vorschein, mit Selbstbehauptung und Ausrichtung auf Erfolg. Der rot-dominante Typ strebt nach Überlegenheit und Aufmerksamkeit, mag Wettbewerbe, handelt engagiert und ist manchmal sprunghaft – er regelt gern alles für alle. Hier zählt eher der Augenblick, das Hier und Jetzt.
Erkennbar sind die rot-dominanten Typen laut Biostruktur-Analyse daran, dass sie oft in Führungspositionen arbeiten, gerne im Mittelpunkt stehen und ziemlich bestimmt auftreten. Meistens mögen sie Statussymbole, fühlen sich wohl in großen Gruppen und stehen fest auf dem Boden. Diese Menschen sind häufig lebhaft, leidenschaftlich, aber auch streitbar und wenig kritikfähig. Sie möchten oft die Gespräche leiten und argumentieren gerne bis zum Finale.
Das Stammhirn (grüner Bereich)
Im Stammhirn sitzen die Erfahrungen, Instinkte und Gefühle. Der grün-dominante Typ handelt gern aus dem in der Vergangenheit gelernten. Es zählen die Gewohnheit, Intuition und Fantasie. Sie vermeiden Veränderungen und probieren ungerne Neues aus. Das Wir-Gefühl des Grün-Typs lässt ihn redselig, gefühlsbetont, fürsorglich und achtsam sein.
Sein äußeres Auftreten ist eher lässig mit praktischer Kleidung, manchmal geradezu “bunt” und eher ökologisch ausgerichtet. Die Offenheit und Gemütlichkeit wirken sympathisch. Er sucht das Gespräch mit anderen Menschen, auch wenn er diese nicht kennt. Beruflich orientiert sich der grün-dominante Typ an sozialen und künstlerischen Berufen.
Wie stark der jeweilige Bereich ausgeprägt ist, ist völlig individuell und absolut wertfrei zu betrachten. Jeder Mensch trägt einen Mix aus dem Drei-Farben-Modell in seiner Biostruktur, nie nur eine Farbe allein. Manche haben zwei dominante Farben, andere tragen alle drei Farben zu ähnlichen Teilen in sich. Ahnt ihr schon, welche Hirnbereiche bei euch selbst dominieren?
Ein praktisches Beispiel zu Erklärung der verschiedenen Persönlichkeiten
Als Beispiel nehme ich mal den Kauf einer neuen Kaffeemaschine. Alle drei Farbtypen gehen in dasselbe Geschäft, um eine neue Kaffeemaschine zu erwerben. Der Verkäufer empfiehlt allen Dreien dieselbe Maschine. Selbstverständlich ist das Beispiel überzogen dargestellt, um die verschiedenen Farbtypen der Strukturanalyse deutlicher zu machen:
Der Grün-Dominante entschließt sich endlich, die nun wirklich alte Kaffeemaschine zu entsorgen und dem vorübergehend per Kaffeefilter händisch zubereitetem Kaffee ein Ende zu bereiten. Er betritt das Geschäft und schaut sich um, wen er möglicherweise kennt. Kennt er niemanden, fängt er ein privates Gespräch mit dem Verkäufer an, der vergeblich versucht, ihm die allerneueste Kaffeemaschine zu verkaufen. Der grün-Dominante möchte aber am Liebsten die gleiche Maschine haben wie zuvor und lässt sich maximal darauf ein, den gleichen Kaffeemaschinen-Typ als neueres Modell zu kaufen.
Der Rot-Dominante läuft am Geschäft vorbei, sieht im Schaufenster eine Kaffeemaschine und denkt sich: “Ach, eine Kaffeemaschine brauche ich ja auch noch!”. Er betritt den Laden und möchte das neueste und beste Modell haben. Der Verkäufer betont, es gäbe diese allerneueste Kaffeemaschine zwar von einer unbekannteren Marke, die aber sicher genauso gut ist. Doch der Käufer möchte eine Marke nehmen, die jeder kennt. Mit einem Anreiz von 3% Rabatt auf den Einkauf des möglicherweise teuersten Modells ist der Rot-Dominante äußerst zufrieden mit seinem spontanen Kauf.
Der blau-dominante Typ hat sich schon länger mit der Neuanschaffung beschäftigt und einige Testberichte zu Kaffeemaschinen gelesen. Er hat Preise verglichen und war wahrscheinlich auch schon in anderen Geschäften zur Beratung. Gerne fragte er auch vorher schon im Freundeskreis, wer welche Kaffeemaschine empfiehlt. Der Verkäufer trifft nun auf einen gut informierten Menschen, der gerne auch hier noch Prospekte mitnimmt und gegebenenfalls am folgenden Tag endlich den Kauf abschließt.
Für diese Art von Fallbeispielen und zur verständlichen Erklärung der Biostruktur-Analyse empfehle ich gerne das Buch “Ich weiß, wie du tickst”* von Martin Betschart. Er erklärt sehr plakativ, wie man Menschen durchschaut – sich selbst und andere.
Wem dient die Biostruktur-Analyse?
Erfahren habe ich von diesem System durch einen lieben Freund, der die Biostruktur-Analyse beruflich kennengelernt hat. Dazu sollte man sich die Biostruktur unbedingt professionell erklären lassen! Die Biostruktur-Analyse dient im geschäftlichen Bereich der Verkaufsstrategie, dem besseren Umgang mit Mitarbeitern und Kunden.
Für mich ist die Biostruktur-Analyse für den “Hausgebrauch” einfach sehr interessant und hat mir dabei geholfen, mich selbst und die Familienmitglieder zu analysieren. Das Ganze ist ein völlig wertfreies Verfahren, denn jeder Farbtyp hat seine Stärken und Schwächen. Doch jetzt bin ich in der Lage, die von mir bisher als Schwächen verurteilten Eigenschaften als Stärken anzunehmen.
Inzwischen erkenne ich die verschiedene Persönlichkeitsstruktur als Chance der sinnvollen Ergänzung und kann so Streitigkeiten umgehen. Die blau-dominante Mutter ist genervt, wenn die grün-dominante Tochter im kreativen Chaos lebt. Kommt dazu der rot-dominante Vater, der gerne alles in seinem Sinne regelt, können die Fetzen fliegen. Ihr kennt das…
Derweil lachen wir schon über unsere unterschiedlichen Farbdominanzen, sobald es wieder “rappelt im Karton”. Auch mit meinem (rot-grün dominanten) Mann, der ganz anders tickt als ich, kann ich Missverständnisse schneller ausräumen, indem auch er die Bedeutung der verschiedenen Biostrukturen kennt. Es ist also absolut sinnvoll, auch die Familienmitglieder einzubeziehen und ihnen die Grundsätze der Biostruktur-Analyse zu erklären.
Mein eigenes Strukturanalyse-Ergebnis
Es kam bei der Biostruktur-Analyse heraus, dass ich stark blau-dominant bin (50%) mit Zweit-Komponente rot-grün (30% rot, 20% grün), wie ihr oben auf dem Bild erkennt. Meine größte Stärke liegt tatsächlich im strukturierten Planen: Ich führe Listen für alles, schreibe lieber alles auf und verlasse mich ungern auf den berühmten Handschlag. Ich fühle mich unwohl bei Entscheidungen, die beispielsweise die Urlaubsplanung angehen: “Es könnte ja noch ein besseres Angebot kommen.”
Allerdings kann ich Entscheidungen, die mein Leben und das meiner Familie betreffen, mit meiner vorausschauenden Ader sehr fundiert und zielgerichtet treffen. Selten weiche ich dann von diesem Vorhaben ab, was manchmal störrisch und zu konsequent wirken mag.
Der Hang dazu, mir diverse Dinge anzulesen und mich umfassend zu informieren, hilft, gemeinsam sortierter an Entscheidungen heranzugehen. Natürlich liefert der Unterschied zu meinem rot-grün-dominanten Mann auch Konfliktpotenzial. Doch seitdem wir diese verschiedenen Persönlichkeiten so plakativ dargestellt bekamen, können wir besser damit umgehen und sehen es als wertvolle Ergänzung.
Meine Zweit-Komponente grün-rot schenkt mir ein zusätzliches Quäntchen Kreativität und gibt mir Sicherheit in großen Gruppen. Ich bin ein vorsichtiger, zurückhaltender Mensch im Umgang mit Fremden, doch ich mag es sehr, andere Menschen kennen zu lernen und bin nicht allzu schüchtern, was man von einer rein blau-dominanten Person erwarten würde.
Welche Erkenntnisse ich selbst durch die Biostruktur-Analyse gewonnen habe
Wer seine eigene Biostruktur und die seines engsten Umfeldes kennt, kann die eigenen Bedürfnisse verstehen und gleichzeitig auf die Eigenschaften anderer Menschen besser eingehen. Die Grundstruktur eines Menschen ist genetisch angelegt, kann aber auch durch Erziehung beeinflusst werden:
Bin ich selbst blau-dominant, dann wünsche ich mir meine Kinder ebenso gut strukturiert und kann Nachlässigkeit schwer akzeptieren. Rot-dominante Kinder werden in unserem Schulsystem oft nicht richtig verstanden und gefördert, da sie als unruhig und zu laut gelten. Die grün-dominanten Kinder sind manchmal nicht gut zu motivieren (träumen gern vor sich hin), es sei denn, es gibt Gruppenarbeiten. So werden Kinder gerne blau-dominant erzogen, obwohl das möglicherweise gar nicht ihrer Persönlichkeitsstruktur entspricht.
Ich selbst habe nach dem Eigentest auch meinen Mann und unsere gemeinsamen Kinder gebeten, den Test mit Hilfe des Struktogramms durchzuführen. Das war wahnsinnig interessant für uns alle. Es hilft uns, die Eigenarten der anderen besser zu verstehen und Missverständnisse zu vermeiden.
Ein kleines Beispiel dazu
Die grün-dominante Tochter ist sehr stark in gesellschaftlichen Kontakten und hat wenig im Sinn mit sturem Erlernen von Vokabeln. Sie kann dennoch gute Noten erzielen, indem sie beispielsweise im Ausland gerne mit anderen in dieser Sprache “quasselt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist”. Dadurch erlernt sie Sprachkompetenzen, die die Schule selten bieten kann. So kann ich als Mutter mich davon freimachen, mein Kind könnte in der Schule scheitern. Die recht starke Zweitkomponente “Blau” gibt unserer Tochter nämlich gleichzeitig den Anspruch, in allem gut sein zu wollen.
⇒ Bücher zum Thema Biostruktur-Analyse
Meine eigene Biostruktur und die meiner Familie habe ich anhand des Buches “Biostruktur-Analyse 1: Schlüssel zur Selbstkenntnis“* von Rolf W. Schirm errechnet. Dazu ist die Struktogramm-Scheibe wichtig, die im Buch enthalten sein sollte. Leider habe das Buch nur gebraucht bekommen, welches trotz bereits vorhandener Eintragungen ziemlich teuer war. Dennoch hat sich die Anschaffung für mich gelohnt. Außerdem werde ich mir demnächst noch den zweiten Teil der Biostruktur-Analyse kaufen.
Dazu habe ich das schon oben erwähnte Nachschlagewerk “Ich weiß, wie du tickst“* gekauft, welches eine tolle Ergänzung ist.
Die Bücher sind z.B. bestellbar bei Amazon*:
Es gibt verschiedene Internetseiten, auf denen sich Strukturanalyse-Trainer selbst vorstellen und Seminare anbieten. Da ich niemanden von ihnen persönlich kenne, möchte ich hier keine Empfehlung aussprechen. Die eigene Internet-Recherche hilft sicher weiter, einen geeigneten Trainer zu finden.
Leider konnte ich auch für den Selbsttest keine Homepage finden, auf der die hier erklärte Biostrukturanalyse durchführbar ist. Hierzu bedarf es wohl leider des Kaufs des Buches mit Struktogramm® oder der Analyse durch einen professionellen Trainer.
Interessiert euch das Thema und habt ihr etwas mitnehmen können für euch selbst? Dann freue ich mich, wenn ihr anderen davon erzählt, indem ihr meinen Beitrag teilt oder pinnt:
5 Kommentare
Ich bin der absolute Grün-Typ. Beim Kauf der Kaffeemaschine habe ich mich sofort wiedererkannt. Ein Drama, wenn ich mir ein neues Handy kaufen muß. Gerade hab ich mich an das Gerät gewöhnt. Es hat gute Dienste geleistet und sich bewährt. Wenn die mir die Batterie keine andere Wahl lässt, geh ich in den Laden und möchte genau so eines kaufen. Das es natürlich schon seit Jahren nicht mehr gibt.
Ist schon genial, wie genau man sich selbst zu analysieren lernt. Sich selbst so anzunehmen, wie man eben ist, bedeutet auch im Gleichgewicht mit sich selbst zu sein. Ist doch wundervoll!
Ein sehr interessantes Thema, von dem ich noch nie gehört habe – ich bin jedenfalls auch blaudominant (auch ohne Test). Dazu fällt mir ein, wie klappt es bei deiner Tochter mit dem Schulwechsel? Ist sie zufrieden? Ich hatte dir im Sommer dazu etwas von meinen beiden Nichten erzählt
Liebe Christa,
vielen Dank für Dein Feedback. Meiner Tochter geht es mit dem Schulwechsel sehr gut. Bereits nach wenigen Tagen war es, es sei sie nie an einer anderen Schule gewesen. Das Zwischenzeugnis war recht erfreulich und so kann es weitergehen. Sie ist halt nicht so der Typ, der sich hinsetzt und paukt. Es muss auch so funktionieren – und solange das klappt, ist das für uns in Ordnung. Jedenfalls fühlt sie sich pudelwohl in der “neuen” Umgebung und ist deutlich an dem Wechsel gewachsen. Ich allerdings vermisse die “alte” Schule… Liebe Grüße, Stephie
Hallo Stephie,
schön, dass es deiner Tochter gut gefällt (und den Lehrern anscheinend auch). Ja, das Vermissen der alten Schule kenne ich: Obwohl meine Tochter mittlerweile in der 11. Klasse ist, haben wir immer noch Kontakt mit der (fabelhaftesten) Grundschullehrerin…. LG Christa