Pray for Paris: Wie erkläre ich das den Kindern?

18. November 2015
Pray for Paris auf Kinderhand geschrieben

Eigentlich wollte ich nicht über die fürchterlichen Attentate von Paris schreiben. Doch mein Blog wäre nicht authentisch, wenn ich es nicht täte. Gestern Abend hat uns nämlich die Nachricht der Evakuierung des Fußballstadions in Hannover direkt familiär betroffen. Doch dazu erfahrt ihr weiter unten mehr.

Nun aber der Reihe nach: Mich erwischte die Nachricht vom unfassbaren Geschehen in Paris in einer Hotellobby in München – weit entfernt von meinem Mann und meinen Kindern. Ich fühlte kaltes Entsetzen, wie wir alle und verfolgte die halbe Nacht die Geschehnisse auf mehreren TV-Kanälen. Im Laufe der Nacht telefonierte ich noch mit meinem Mann und fragte, ob die Kinder (derzeit 11 & 14 Jahre alt) schon die Nachrichten gehört haben. 

Sofort tat sich die Frage auf: “Wie erkläre ich das den Kindern?”

Auch vor Ort in München sprach ich mit Freundinnen darüber, wie wir diese schrecklichen Nachrichten unseren Kindern erklären können. Jeder hat sicherlich für sich ganz eigene Strategien und das ist auch richtig so. Ich habe für euch (und für mich) das Internet durchwühlt und Seiten gefunden, die uns Eltern helfen können. Auch und gerade nach einigen Tagen der schrecklichen Ereignisse und für zukünftige schlimme Nachrichten aller Art.

Die Kinder können sich ab einem gewissen Alter (spätestens sobald sie lesen können) den Nachrichten nicht mehr entziehen. Selbst, wenn wir Zeitungen verstecken, das Radio ausstellen und das Fernsehen verbieten. Überall sind wir konfrontiert mit den fürchterlichen Geschehnissen vom 13.11.2015 – sei es über die Überschriften der Zeitungen beim Bäcker oder durch Gespräche auf dem Schulhof. Nicht nur deshalb bin ich der Meinung, dass wir unsere Kinder aufklären müssen – und zwar, bevor andere es tun und sie möglicherweise in einer Art beeinflussen, die uns nicht gefällt!

Wir kennen unsere Kinder am besten, können deren Sensibilität einschätzen und ihnen das geben, was sie jetzt am meisten brauchen: Unsere Empathie, Urvertrauen und Liebe. Jedes Kind braucht dabei eine andere Ansprache, hat unterschiedliche Bedürfnisse und Fragen. 

Pray for Paris auf Kinderhand geschrieben

 

Dazu habe ich einen guten Artikel der Berliner Morgenpost gefunden, der übersichtlich gestaltete Antworten gibt, die kindgerecht aufbereitet wurden. Vielleicht hilft dieser, auch eigene Antworten zu finden. 
Außerdem erklärt meine Lieblings Kindernachrichten Sendung LOGO! die Geschehnisse rund um die Attentate von Paris sehr gut und bleibt immer aktuell am Thema. Dabei geht die Redaktion sehr technisch vor und zeigt übersichtliche Grafiken mit leicht verständlichen Erklärungen – ohne blutige Bilder zu zeigen. Es lohnt sich wirklich, diese Nachrichten-Sendungen mit den Kindern gemeinsam anzuschauen. 

Der Terror rückt näher

Plötzlich ist der Terror nicht mehr weit entfernt und “abstrakt” für sie, sondern wirklich nahe. Schließlich waren wir schon einige Male mit unseren Kindern in Paris. Die jüngste Terrorwarnung im Stadion von Hannover gestern Abend kam dann noch ein Stück näher. Es war uns sogar ganz besonders nah, denn mein Bruder lebt mit seiner Familie in Hannover. Er wollte das Spiel live im Stadion ansehen. Alle waren aufgeregt, als im Radio verkündet wurde, dass das Stadion evakuiert wurde. Mein Bruder war telefonisch nicht erreichbar. Kurz darauf stellten wir fest, dass mein Bruder noch gar nicht im Stadion angekommen war, da ihn ein geschäftlicher Termin aufgehalten hatte. Viel Aufregung, die auch vor unseren Kindern nicht zu verbergen war. Inzwischen haben wir nochmals intensiv über das Thema Attentate gesprochen und ich bin sicher, das wird noch lange Zeit anhalten. Es ist gut, im Gespräch zu bleiben und den Kindern zu zeigen, dass wir immer Zeit haben für ihre Fragen. Ihr Interesse ist berechtigt und hilft ihnen, mit den Nachrichten fertig zu werden.

Mir persönlich ist wichtig, die Ängste unserer Kinder zu verstehen, diese ernst zu nehmen und ihnen Trost und Geborgenheit zu geben. Dabei kann ich zugeben, dass auch ich gewisse Sorgen habe – so sind wir mit unseren Gedanken nicht allein. 

Wie erkläre ich meinen Kindern die Attentate von Paris, deren Hintergründe und Auswirkungen?

Ich spreche offen mit den Kindern und frage sie nach ihren Befürchtungen. Ich versuche Fragen möglichst ehrlich zu beantworten, ohne weitere Ängste zu schüren. 

Überall auf der Welt kann so etwas Schreckliches passieren – doch es sind Ausnahmen – wie Unfälle, die wir kaum beeinflussen können. Auch vor denen sind wir nicht immer gefeit, selbst wenn wir noch so gut aufpassen. Doch es gibt gerade bei uns sehr hohe Sicherheitsstandards, die uns schützen können. Wie zum Beispiel im Stadion in Hannover und anderen Großveranstaltungen, wo besonders aufgepasst wird. Die Terroristen sind nicht an einer einzelnen Schule in unserer Kleinstadt interessiert. Dort dürft ihr euch weiter sicher fühlen. Unser alltägliches Leben kann und muss weiter laufen und darf nicht von Angst bestimmt sein. Wir sind beruhigt, dass die Attentäter nicht ins Stadion gelangen konnten – das zeigt, dass ein hoher Sicherheitsstandard hilfreich ist, um Terror zu vermeiden. Ja, wir sind achtsam und sollten gerade zur Zeit große Menschenansammlungen meiden, aber wir dürfen nicht panisch werden und unser Leben zu stark einschränken. Wir möchten, dass ihr uns anvertraut, was euch bewegt. Wir reden darüber und sind füreinander da!

Vorurteile haben in unserer Familie keinen Platz und das soll auch so bleiben. Religion darf nicht benutzt werden für den Wahnsinn einzelner Menschen. Wir glauben an Gott und stellen andere Glaubensgemeinschaften nicht unter Generalverdacht.

In der Schule wurde gemeinsam für die Opfer und Hinterbliebenen gebetet und unsere Tochter trägt ein selbst gemaltes Tattoo mit Pray for Paris auf der Hand. Sie beschäftigt sich sehr mit dem Thema und stellt immer wieder neue Fragen. Daher ist “Pray for Paris – Wie erkläre ich das den Kindern?” auch heute noch für uns aktuell und das wird es noch lange bleiben.

Unser fast 15-jähriger Sohn recherchiert gern selbst und macht vieles mit sich aus. So verarbeitet jedes Kind schlimme Nachrichten auf andere Art und Weise. Doch die Logo!-Sendung schauen wir gemeinsam, die Schlagzeilen der Tageszeitung werden besprochen und er darf alles fragen. Das gehört für uns dazu.

Helfen wir unseren Kindern dabei, ihr Sicherheitsempfinden zurück zu gewinnen und auf unsere Liebe und Unterstützung zu vertrauen. Geben wir ihnen Mut und Zuversicht!

Alles Liebe, eure 

 

 

 

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1 Kommentar

  • Antwort Melanie 19. November 2015 at 12:28

    Liebe Stephie,
    für solche Texte liebe ich dich! Fühl dich gedrückt! Alles Liebe, Melanie

  • Ich freue mich über Deinen Kommentar