Selbstversuch – wie wirke ich ungeschminkt

Durch einen dummen Zufall kam ich auf eine Idee:
Ich war heute morgen im Schwimmbad und ich gehöre zu den Frauen, die sich für den Sport NICHT schminken. Ansonsten aber bin ich grundsätzlich IMMER geschminkt und trage dezente Ohrringe, sobald ich das Haus verlasse.

Ohne etwas “Farbe” im Gesicht und ohne Ohrschmuck fühle ich mich nackt! Ich trage nie besonders viel auf, behaupte gar, ich sei immer so natürlich wie möglich geschminkt. Wimperntusche, etwas Lidschatten und Lippenstift gehören für mich zum normalen Outfit einfach dazu. Ganz selten trage ich tagsüber Make-up, das ist mir trotz bester Produkte oft zu maskenhaft und das hebe ich mir gern für Abendveranstaltungen vor.
So, nun war also das Schwimmen vorbei, Haare schon geföhnt – aber wo ist denn bloß mein kleines Schminktäschchen? Oha, das hatte ich zu Hause vergessen. Weiter nicht schlimm, ich fuhr sowieso direkt nach Hause. Zu Hause angekommen, tobte der übliche Stress – Handwerker im Haus, Kind 1 kommt aus der Schule, zwischendurch Telefonate beantworten, schnell ein paar wichtige SMS schreiben, überlegen was ich koche – Kind 2 steht schon vor der Tür – Mist, noch nix gekocht… Also, kochen, Hausaufgaben nachschauen, Pakete für Nachbarn annehmen, Tisch abräumen – ups, schon 15 Uhr – wir müssen sofort los, Kinder zum Sport bringen… Ich sitze im Auto und merke beim Blick in den Rückspiegel: ich bin ja immernoch nicht geschminkt! Katastrophe?!

Nein, ideal, um mal einen kleinen Selbstversuch zu starten: Gucken die Leute mich komisch an? Erkennen mich flüchtig Bekannte trotzdem? Spricht mich jemand darauf an, dass ich anders aussehe als sonst?
Dazu muss ich erklären, dass wir in einer 33.000 einwohnerstarken Stadt wohnen, in der man fast jeeeeden kennt, der so durch’s Städtchen läuft.

Zunächst wollte ich tatsächlich schummeln und die Sonnenbrille aufsetzen.. Doch ich habe mich doch getraut, so “nackt” zu flanieren. Ich betrete das Sportgeschäft, das heute auch noch große Eröffnung feiert – Hinz und Kunz sind anwesend, schlürfen Sekt und bewundern die neuen Räumlichkeiten – ich falle somit gar nicht auf, werde dennoch irgendwann vom Geschäftsführer namentlich begrüßt… Aha, er hat mich also trotzdem erkannt. Er schaut auch gar nicht suchend, fragend an.. Naja, der ist ja auch ganz high von seiner Veranstaltung und all den netten Gratulanten. Aber auch andere Bürger der Stadt erkennen mich, reagieren wie immer und ich fühle mich langsam auch “ganz normal”. Ich betrete noch weitere Geschäfte, unterhalte mich mit Bekannten, Freunden … und es ist rein gar nichts passiert!!

Demnächst werde ich mich also vielleicht öfter mal gesichtsnackt aus dem Haus trauen – so schlimm ist das nämlich gar nicht. Es sei denn, ich höre ab morgen die neuesten Stadtgerüchte (wie immer nur “hintenrum”), wie abgespannt die Stephie aussah und dass sie ja irgendwie alt geworden ist… Ich werde euch berichten!

Freiheit dem gut gecremten Gesicht!