Am ersten Oktobersonntag wird das christliche Erntedankfest gefeiert. Was bedeutet das eigentlich?
In der Kirche werden nahe des Altars gespendeteFeldfrüchte, Getreide und Obst dekoriert und die Gemeindemitglieder kommen zusammen, um an die Arbeit in der Landwirtschaft zu erinnern und Gott für die reiche Ernte zu danken. Es gibt auch andere Traditionen, in denen beispielsweise ein Erntedankzug durch die Gemeinde zieht.
Ist denn das in heutigen Zeiten noch aktuell? Unser Land ist längst nicht mehr so landwirtschaftlich geprägt wie vor vielen Jahrzehnten noch. Die Kirchen sind nicht mehr so gut gefüllt wie damals. Dennoch: Es ist aktueller denn je!
Ich gebe zu, dass ich mich viele Jahre nur am Rande mit dem Erntedankfest beschäftigt habe – es wurde mal Thema in Kindergarten und Schule der Kinder, dann konnte man erklären und teilhaben. Oft werden schöne kleine Feste zum Erntedank gefeiert, so dass auch die Kinder, die nicht regelmäßig in eine Kirchengemeinde gehen davon hören und daran teilnehmen können.
In der Samstagsausgabe unserer Tageszeitung gab es ein Interview mit einem Pfarrer unserer Nachbargemeinde, das mich wirklich berührt hat. Er hielt sich nicht an einem Bibelspruch fest und ratterte seine auswendig gelernten Verse herunter. Er erweiterte den Gedanken zu NEHMEN UND GEBEN.
Dazu habe ich nun einen Bibelvers herausgesucht (wobei mir zugegebener Weise das Internet geholfen hat):
“Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott”
(2. Korinther 9, 7)
“Geben ist seliger denn nehmen”, ist schon fast aus der Mode gekommen. Dabei werfen wir alle so viele Lebensmittel einfach weg statt andere Menschen damit zu erfreuen. Ich selbst nehme mich davon nicht aus, obwohl ich mir doch immer Mühe gebe, nicht mehr ansehnliche, aber genießbare Lebensmittel aufzubrauchen der einzufrieren.
Der Pfarrer hat sich für seine Gemeinde folgendes ausgedacht: Die Gemeindemitglieder bringen selbst Obst und Gemüse mit, schmücken damit den Altar und dürfen sich nach dem Gottesdienst wieder etwas mitnehmen, wenn sie möchten. Übrig gebliebenes wird der örtlichen Tafel gespendet. hierbei geht es nicht nur um die Umverteilung von Lebensmitteln, es geht viel weiter:
Er sagt, es sei wichtig, den Menschen zu zeigen, dass sie (ob arm oder reich) bestimmte Gaben haben – von denen sie anderen etwas (ab-)geben können. Das müssen nicht die Äpfel oder Pflaumen aus dem Garten sein. Das kann auch eine Begabung sein wie Handwerkliches Geschick, Zeit, Freundlichkeit…
So kann JEDER, auch diejenigen, die nicht in eine Kirche / Gemeinde gehen, etwas für die Gesellschaft beitragen.
Du kannst gut nähen oder stricken? – Es gibt sicher jemanden, der sich über eine warme Mütze und Schal freut und es nicht kaufen kann!
Du hast viel Kleidung im Schrank, die noch gut ist, aber du eigentlich gar nicht mehr anziehst? – Trenne dich davon und gib es beim örtlichen Roten Kreuz oder dem Sozialkaufhaus ab!
Du kannst gut auf Menschen zugegeben? – Frag doch mal den alten Mann vor dem Supermarktregal, ob er Hilfe braucht!
Du hast viel zu viel Obst im Garten, was du allein mit deiner Familie weder essen noch einwecken kannst? – Spende an einen Tafelladen deiner Stadt, die Menschen freuen sich!
Du kennst eine alte Dame, die immer so einsam dreinschaut? – Sprich sie mal an, dass du sie oft hier siehst. Sie wird von allein erzählen, wenn sie möchte und schenkst ihr einfach deine Zeit!
Erzähle auch deinen Kindern davon und frag sie, was sie beitragen möchten – dabei lernen sie soziales Empfinden und wie wichtig auch das Teilen ist und vor allem, wie viel Freude es für beide bedeutet: dem der gibt und dem der nimmt!
Was kannst du? Wie kannst du einen Menschen erfreuen? Ich bin gespannt auf eure Möglichkeiten und Engagements!
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2 Kommentare
Liebe Stephie!
Das hast Du wundervoll geschrieben und hast so absolut Recht damit! Vielen Dank!
Liebe Grüße
Sandra
Sehr schön geschrieben, vielen Dank. Angelika