Zunächst solltet ihr euch fragen, was euch bei der Wahl des Kinderarztes / der Kinderärztin (sofern es eine Wahl gibt) wichtig ist.
Ich bin mit “unserem” Kinderarzt bestens zufrieden: Eine tolle Organisation mit kurzen Wartezeiten, freundliche Arzthelferinnen, die auch schonmal am Telefon beruhigen können oder einfach auf kurzem Weg den Doktor fragen, angenehm helle, moderne Praxisräume und der Arzt ist kompetent, nett, nie hektisch und von Kindern geliebt.
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Diesen Drachen hat meine Tochter verarztet, sie möchte nämlich auch mal Kinderärztin werden |
Bei der Organisation fängt doch der Arztbesuch schon an. Wenn ich anrufe, um einen Vorsorgetermin oder eine akute Untersuchung durchführen zu lassen, so freue ich mich über freundliche Mitarbeiter, die verstehen, was ich möchte, mir Möglichkeiten geben, den Arzt ggfs. auch mal kurz telefonisch zu sprechen und einen schnellen Termin anbieten. Diese Sprechstundenhilfen notieren sich zum Termin (nur bei akuten Fällen) die Dauer der Anfahrt und rufen an, wenn ich mit meinem kranken Kind losfahren soll. D.h. ich habe einen Termin um 13 Uhr und ich warte zu Hause, bis die Praxis rund um 13 Uhr anruft, dass ich starten kann. Dem Arzt ist wichtig, dass kranke Kinder so lange zu Hause bleiben wie es geht, anstatt im Wartezimmer zu sitzen – andere anstecken oder sich womöglich noch von anderen holen, was man nicht braucht. Für Kind und Mutter ist es angenehmer zu Hause zu warten, als in der Praxis. Das ist unglaublich viel wert!
Vorsorgetermine werden bei unserem Arzt generell an bestimmten Tagen in der Mittags- oder Abendzeit durchgeführt, um ein Zusammentreffen mit akuten Krankheitsfällen zu vermeiden. Ist dies bei einer Praxis nicht möglich, sollten zumindest 2 Wartezimmer vorhanden sein, um das Gleiche zu erreichen.
Das Einchecken ist problemlos und fix erledigt, oft werden wir direkt schon in ein Behandlungszimmer verwiesen. Ausnahmen bieten immer Notfallpatienten, die dazwischen kommen können und wofür man auch gern Verständnis aufbringt. Dennoch ist insgesamt gesehen die Organisation in Arztpraxen das A und O.
Schön ist, wenn die Arzthelferinnen den individuellen Impfplan ausdrucken – das fand ich in den ersten Baby-/Kleinkindjahren sehr hilfreich – später sind die Impftermine ohnehin seltener. Manche Praxen rufen auch die Eltern an, wenn ein Impftermin fällig ist. So gerät nichts in Vergessenheit.
Im Behandlungszimmer ist es warm, hell und freundlich. Der Kinderarzt betritt mit einem Lächeln den Raum und begrüßt zunächst das Kind – und ggfs das mitgebrachte Kuscheltier, das als Seelentröster mitgekommen ist. Das Kind wird gefragt, weshalb es da ist und was denn weh tut.
Was ich persönlich ganz schlimm finde ist, wenn der Arzt über den Kopf des Kindes hinweg vom Schreibtisch aus – ohne von der Patientenakte / dem PC hochzuschauen – die Mutter fragt: “Was hat er/sie denn?”. Ist doch zum Weglaufen! Das Kind soll doch wohl auch Vertrauen zum Doktor bekommen, damit die Behandlung unkompliziert läuft und keine Ängste vorherrschen.
Neben der medizinischen Kompetenz ist wichtig, dass Medikamente generell nur nach Untersuchung verschrieben werden. Die Eltern sollten mit ihren Sorgen um das Kind ernst genommen und ihre Fragen möglichst klar beantwortet werden. Mögliche seelische Gründe sind ebenso zu berücksichtigen wie körperliche Beschwerden.
Wenn eine Spritze gegeben oder Blut entnommen werden muss, hat der Kinderarzt seine Tricks für jedes Alter: Das Grundschulkind z.B. muss von 10 an langsam zurück zählen, das erfordert Konzentration, um sich nicht zu verzählen und – wupps – sitzt die Spritze schon. Auch, wenn das Kind die Masche irgendwann kennt, es klappt IMMER.
Wir waren kürzlich zur Vorsorgeuntersuchung mit unserer 9-jährigen Tochter. Da war ich fast überflüssig (positiv angemerkt), denn der Kinderarzt sprach zunächst nur mit ihr, nicht mit mir. Der Arzt hat sich insgesamt sehr viel Zeit genommen. Meine Tochter wurde nach Abspulen des üblichen Vorsorgeprogramms wie messen, wiegen, zeichnen etc. gefragt, wie sie sich selbst fühlt. Ob in der Schule alles so läuft wie sie es sich wünscht, ob sie Freundinnen hat und was sie Nachmittags macht. Auch dazu kamen immer nette, einfühlsame Rückfragen – direkt an sie. Beim Wiegen hatte sich herausgestellt, dass ihr Gewicht im Verhältnis zur Größe auf der nächst oberen anstatt auf der mittleren Kurve anzusiedeln ist. Das hat er nicht kommentiert, sondern das Mädchen gefragt, ob sie zufrieden mit ihrem Körper ist oder lieber dicker oder dünner wäre. Sie fand sich nicht zu dick, aber würde lieber manchmal weniger Bauch haben. Anstatt dass hier eine Diät verordnet wurde, hat der Arzt sie darin bestätigt, dass es gut ist, wenn man gern isst. Dass er weiß, dass die Mama gesund kocht (am restlichen Körperbau, der Haut und den Haaren wohl sichtbar), dass man aber auch selbst aufpassen soll, dass man nicht 2 Eis am Tag isst und lieber vernünftig ist – auch mal auf das Eis / die Süßigkeit zu verzichten, wenn man doch schon etwas gehabt hatte. Außerdem soll sie sich im täglichen Leben einfach mehr bewegen: mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule / im Garten die Spielsachen nicht von anderen mitbringen lassen, sondern selbst gehen / in der Stadt öfter die Treppe nehmen, anstatt den Aufzug / draußen toben und Roller oder Inlineskates fahren, anstatt im Sandkasten zu sitzen / etc. Er hat dazu verständliche, tolle Tipps genannt, ohne dass unsere Tochter sich nun zu dick und unförmig fühlt (was sie auch nicht ist bei 1,40m und 39kg).
Schließlich ist er auch ihr Gesundheitsberater!
Er hat sie ermuntert, weiter das gesunde Essen zu genießen! Ich möchte auch keinen Arzt, der meine Tochter zur Bulimie treibt. Etwas ganz Anderes ist es natürlich, wenn bedenkliches Übergewicht vorliegt – da müssen sofort echte Maßnahmen wie Ernährungsumstellung etc angestrebt werden. Soweit sind wir zum Glück nicht. Dennoch hat der Arzt wohl empfohlen, wieder bei ihm vorstellig zu werden, sollten Wachstum und Gewicht sichtbar unausgewogen sein. Er erwarte allerdings, dass sie mit dem nächsten Wachstumsschub wieder auf der Kurve für Normalgewicht anzusiedeln sei.
Ich hatte sie vorab darauf vorbereitet, dass der Doktor den ganzen Körper anschauen muss (also auch eine äußerliche gynäkologische Untersuchung). Es ist mir sehr wichtig, die Kinder bestmöglich zu informieren. Besser, sie wissen was kommt und fühlen sich nicht überrumpelt. Trotzdem ist einer 9-jährigen das schon sehr unangenehm und peinlich. Der Arzt aber hat die Untersuchung ganz vorsichtig und mit Ankündigung ‘was er jetzt tut und was der dann tut’ durchgeführt. Sie war immer sicher, dass er nichts anfasst ohne Bescheid zu sagen.
Schlussendlich wurde ich natürlich noch aufgefordert Fragen zu stellen, aber bis auf einen kleinen Punkt hatten die beiden das schon völlig allein erledigt. Und das sehr zur Zufriedenheit meiner Tochter – sie ging richtig beschwingt durch die Praxistür!
Eine rundum tolle Arztpraxis, in der wir gern Rat holen. Unsere Kinder gehen gern dort hin und vertrauen dem Arzt. Er nimmt sich genug Zeit, ist respektvoll, behutsam, nicht nur chemische Keulen sondern auch Naturheilmittel kommen bei ihm zum Einsatz – je nachdem was erforderlich ist.
Ich wünsche euch, dass ihr (bis auf Vorsorge) lange keinen Arzt für die Kinder braucht!