Sobald die Sonne durch die Wolken lugt, schlägt das Golf-Herz höher und es zieht uns nach draußen. Doch wir legen uns nicht mehr einfach auf die Terrasse und genießen unseren Garten, sondern wir erörtern, wie viele Golfbahnen wir wohl noch bis Sonnenuntergang spielen können. Wer hätte das gedacht? Golfspielen nämlich hält alles bereit von Abschalten über Sport mit Strategie bis zum Bewältigen immer neuer Herausforderungen. Ehrlich gesagt, habe ich ich lange Zeit ganz anders darüber gedacht…
“Golf ist ein Spaziergang mit Ärgernissen.”
Mark Twain
Das Golf-Virus hat jetzt auch mich gepackt! Dabei musste ich selbst erst einmal einige Vorurteile abbauen, die von “snobby” über “Rentersport” bis hin zu “langweiligem Herumtrödeln” reichten. Obwohl mein Mann schon seit vielen Jahren golft, hatte ich das bislang ein wenig belächelt, gebe ich zu. Als Sport hatte ich Golf nämlich bisher nicht angesehen – bis zu meinen ersten Trainingseinheiten. Wer es einmal versucht hat, den kleinen Ball ein paar Meter weit zu schlagen, weiß um die Anstrengung, die dahinter steckt. Der Golfsport ist nämlich mehr als nur ein lockerer Spaziergang über akkurat grün angelegte Flächen mit ein bisschen Wasser und Sand rundherum.
Golfen bedeutet auch, ungewöhnliche Herausforderungen zu meistern
Einen guten Schwung einzuüben erfordert unzählige Trainingseinheiten auf der Driving-Range (Übungsfläche). Und wenn man gerade denkt, man hat den Bogen jetzt endlich raus, dann kommt bald die Ernüchterung auf dem Platz! Golfen lehrt uns Demut. Läuft es heute richtig toll, dann kann der folgende Golftag durchaus miserabel sein – und das gilt nicht nur bei Anfängern. So lautet eben der kürzeste Golfer-Witz: “Ich kann’s jetzt!”. Der Golfsport ist also eine große Herausforderung an uns selbst und genau das reizt mich daran! Dazu gehört auch strategisches Denken und Konzentrationsfähigkeit, gespickt mit entsprechender Beweglichkeit und einer Menge Spaß.
“Der Golfsport zeichnet sich dadurch aus, dass man versucht, aus den schlimmsten Verrenkungen des Körpers eine graziöse Bewegung zu machen.”
Tommy Amour
Von Glücksgefühl bis Frust ist beim Golfen alles möglich – und zwar innerhalb einer Runde
Langweilig ist dieser Sport wahrlich nicht. Jeder Platz birgt neue Komplikationen, jeder Flight (Mitspieler) und jedes Wetter schafft andere Bedingungen, in Verbindung mit der eigenen Fitness. 18 Bahnen zu golfen bedeutet nämlich, mindestens 10 bis 12 Kilometer zu gehen und zwar oftmals mit beträchtlichen Steigungen, bepackt mit schwerem Golfgepäck. Selbst ein elektrischer Trolley, mit dem wir das Golfgepäck vor uns herrollen lassen, ist nur eine kleine Erleichterung für diese Wanderung.
Der wahre Golfer trägt sein Bag auf dem Rücken – und zwar bei jedem Wetter. Dazu kommt die hohe, erforderliche Konzentration, um den kleinen Golfball mit dem nahezu winzig wirkenden Schlägerkopf am langen Stiel graziös zu treffen… Fliegt der Ball dann auch noch ungefähr dorthin, wo er landen soll, gibt es uns ein Glücksgefühl sondergleichen. An der nächsten Ecke allerdings kann leicht Frust aufkommen, wenn man den Ball nicht aus dem vermaledeiten Sandbunker herausgeschlagen bekommt. So sind die eben gewonnenen Punkte auch gleich wieder verloren… So kann’s gehen!
Golfen ist modern geworden
Inzwischen hat sich der Golfsport verjüngt. Selbst in alten Traditionsclubs sind die Menschen schon lockerer und jünger geworden. Hässliche Karohosen sehe ich nur äußerst selten (mein jüngerer Bruder besitzt noch eine und jedes Mal muss ich darüber schmunzeln, wenn er sie trägt). Coole, knallbunte Golf-Mode ist eingezogen auf den Golfplätzen und diese könnte man durchaus auch im Alltag tragen.
“Du bist nie zu alt um mit diesem Spiel zu beginnen, solange du laufen kannst, kannst du auch golfen”
Immer jüngere Menschen begegnen uns in den Golfclubs Europas. Das Golf-Fieber geht um, auch bei Kindern. Meine Neffen und Nichte (11 & 13 Jahre) haben schon früh begonnen, Golf zu spielen und es macht ihnen riesigen Spaß, in der Mannschaft oder als Familie zu spielen. Die günstigen Beitragsgebühren für Kinder und Familien sind es im übrigen wert, mal verglichen zu werden!
Jugendliche ziehen mit ihren Golftaschen los und genießen eine Runde zu viert über die sorgfältig gemähten Wiesen. Dieser Sport bietet einen wunderbaren Ausgleich zum stressigen Alltag, wir sind viel an der frischen Luft und freuen uns über die vielen, tollen Begegnungen mit Gleichgesinnten.
Besonders toll finde ich an diesem Sport, dass man ihn tatsächlich bis ins hohe Alter spielen kann. Die Bewegung ist dann möglicherweise eingeschränkt, aber die möglichst früh erlernte Schwungtechnik erlaubt dennoch gute Golfschläge und viel Spaß am Sport. Es ist bewundernswert, wie sportlich einige Senioren noch sind und sich ihre Beweglichkeit mit golfen erhalten. Die Klassifizierung des Golfers nach Handicap (Spielstärke) ermöglicht es übrigens, dass auch Anfänger gegen erfahrene Spieler golfen können und durchaus mal ein Turnier gewinnen können.
Freundschaften, Golfreisen & tolle Events
Aus vielen zufällig zusammengestellten Golf-Flights bei Turnieren ergeben sich interessante, persönliche Kontakte. Nicht selten entstehen hieraus auch echte Freundschaften. Dabei ist es weniger wichtig, wie gut und lange man Golf spielt. Es fühlt sich an wie ein Kurzurlaub, gemeinsam über mehrere Stunden durch die herrliche Natur zu laufen, einen verbindenden Sport zu betreiben und den Tag nachher gemütlich auf der Club-Terrasse ausklingen zu lassen.
Seitdem wir uns diversen Golf-Communites angeschlossen haben, hat sich unser Freundes- und Bekanntenkreis enorm vergrößert. Hier lernen wir auch Prominente in privater Atmosphäre kennen, vornehmlich bekannte Sportler. So kommt es, dass wir immer mal Fernseh-Moderatoren oder berühmte Sportler bei uns zu Hause zu Gast haben, was ihr manchmal in meiner Instastory verfolgen könnt.
Seitdem ich im vergangenen Jahr meine Platzreife absolviert habe, unternehmen wir zunehmend auch Golfreisen. Das ist nämlich auch so schön am Golfsport: Wir lernen allerorts die schönsten Plätze kennen und dazu noch nette Menschen aus aller Welt. Als Paar, Familie oder mit Freunden gemeinsam Sport zu treiben ist ohnehin wundervoll – und eine Golfreise gilt definitiv auch als Aktivurlaub.
Ist Golfspielen wirklich so elitär und teuer?
Kleidung und Club-Mitgliedschaft
Zunächst gibt es gewisse Regularien, welche Kleidung auf Golfplätzen getragen werden muss. Dazu gehört ein Shirt mit Kragen, für Herren mindestens knielange Hosen, für Damen Rock oder Hosen und Socken mit geeigneten Schuhen. Jeans, Hotpants und allzu kurze Röckchen sind nicht erlaubt. Diese Kleidungsstücke müssen weder teure Markenprodukte sein noch müssen wir diese im Golfshop kaufen. Ein normales Poloshirt tut es genauso wie eine gewöhnliche Chinohose. Einige Golfer spielen in ihren Joggingschuhen Golf, wenn diese eine gute Profilsohle haben. Selbstverständlich gibt es Golfkleidung und Schuhe, deren Preise uns schier den Atem rauben. Aber hier kann schließlich jeder selbst entscheiden.
Genauso verhält es sich mit Mitgliedschaften in Golfclubs: Es gibt Vereine, die moderate Aufnahme- und Jahresgebühren anbieten und eben solche, die durch hohe Preisgestaltung elitär sind und bleiben wollen. Golfspieler müssen nicht zwingend als Mitglied in einem örtlichen Verein gemeldet sein, auch eine Fernmitgliedschaft ist möglich. Es gibt allerdings auch rund 400 öffentliche Golfplätze in Deutschland, die Jedermann bespielen darf (manche sogar ohne Platzreife). Schöner ist es allerdings, Mitglied in einem Golfclub in der Nähe des Wohnortes zu sein. Dort treffen wir schließlich Freunde und ein reges Klubleben macht den Sport erst richtig gesellig und wertvoll für die Freizeitgestaltung.
Ausrüstung und Training
Golfausrüstung lässt sich erst einmal ausleihen, um zu schauen, ob uns der Sport überhaupt gefällt. Ein Golfbag mit den wichtigsten Schlägern gibt es oft gebraucht zu kaufen, wenn es beim Hobby bleiben soll. Andererseits gibt es natürlich wundervolle, professionelle Golfausrüstung zu unfassbar hohen Preisen zu erwerben. Auch hier entscheidet der Golfer selbst, was ihm wichtig ist und welche Ausstattung zu ihm passt. Der Hobbygolfer kommt sicherlich zunächst mit einer Standardausrüstung zurecht.
Das Training beim Golfprofi ist schon recht teuer – genauso wie Tennistraining oder Reitunterricht. Im Gruppentraining lässt sich beispielsweise Geld sparen und man lernt direkt Gleichgesinnte kennen. Training braucht es allerdings definitiv, um die erforderliche Platzreife zu erlangen, die es überhaupt erst erlaubt, gute Golfplätze betreten zu dürfen. Zur Platzreife gibt es oft spezielle Angebote als Gesamtpaket. Preisvergleiche lohnen sich immer, auch im Urlaub.
Es geht also beides: Golfen mit kleinem Budget, um den Sport mal auszuprobieren bis hin zur hoch exklusiven Profi-Ausstattung.
Ich hoffe, ein bisschen aufgeräumt zu haben mit gewissen Vorurteilen über den Golfsport. Es macht mir riesigen Spaß zu golfen, auch wenn ich sicher niemals von mir sagen werden kann: “Jetzt kann ich es”! Aber zum Glück muss ich damit ja nicht unsere Brötchen verdienen…
Ich freue mich, wenn ich den Einen oder Anderen von euch dazu animieren kann, auch mal den Golfsport auszuprobieren. Eure golf-infizierte
Keine Kommentare