England – Schottland – England in 17 Tagen mit eigenem Auto und den Kindern auf dem Rücksitz. Ein Familienurlaub in England reizte mich bisher nicht so sehr, aber es war schließlich der Wunsch unserer Teenie-Kinder, diese Rundreise durch Großbritannien anzutreten. Es hat sich absolut gelohnt!
In Teil 1 habt ihr schon den Start unserer Reise verfolgt, mit Übernachtung in einem ganz besonderen Bed & Breakfast Hotel und der Weiterreise durch Schottland. Auch gibt es dort Tipps zum Fahren in England mit Linkslenker im Linksverkehr und zur Anreise nach England, wenn ihr nach Schottland weiterreisen möchtet. Bisher kannte ich von England lediglich London und Cornwall, wo meine Schwester vor vielen Jahren ein Auslandssemester studiert hat.
Von Glasgow nach London
mit Halt in Manchester, Liverpool & Chester
Nun also kamen wir nach unserer Tour durch die Highlands aus Glasgow und hatten als großes Ziel London im Blick. Bis wir dort sein sollten, entdeckten wir noch einige besondere Orte, die ihr auf einer Rundreise durch Englands Westen nicht verpassen solltet. Nach etwa vier Stunden Fahrtzeit kamen wir schließlich in Manchester an. Eine Stadt, die uns positiv überrascht hat:
Manchester ist nicht nur Fußball
Wer mit leidenschaftlichen Fußballfans reist, muss auch alle Stadien einmal gesehen haben. So fuhren wir das Manchester United Stadion an und durften dort ein wenig Weltfußball-Luft schnuppern. Die Männer der Familie konnten sich ein wenig im ManU Shop austoben und wir Mädels rockten die Shoppingmalls in der Innenstadt von Manchester.
Die City von Manchester hat ein besonderes Flair: Eine große Kulturszene mit Museen, Kunstgalerien und die belebte Hafenregion machen die Stadt spannend. Überall ziehen sich Wasserstraßen durch die Stadt, wir fanden Plätze, auf denen sich Menschen aller Couleur trafen und ausruhten vom Shoppen, Arbeiten oder sie warten auf irgendwen oder irgendwas.
Berührende Menschlichkeit
Während des Wartens auf meine Tochter saß ich an einem Platz, an dem sich nach und nach obdachlose Jugendliche trafen. Sie saßen auf der Wiese nahe “meiner” Parkbank, sie schalteten Musik ein und schauten fragend zu mir herüber, ob mir die Musik gefällt. Ich lächelte und wippte mit den Klängen, trank meinen Kaffee weiter und beobachtete die Gruppe.
Plötzlich kam ein Mitarbeiter der Stadt, der offenbar einige Klappstühle für eine bald stattfindende Veranstaltung aufbauen sollte. Nachdem er die ersten 10 Stühle aufgebaut hatte, schaute er zu den Jugendlichen herüber, zu denen sich mittlerweile auch ältere Leute zugesellt hatten. Der Stadt-Mitarbeiter schnappte sich die nächsten Stühle und brachte diese den Obdachlosen. Einfach so! Diese herzliche Geste hat mich sehr gefangen genommen und wird mich immer an Manchester erinnern.
My heart belongs to Liverpool
Nach nur etwa einer Stunde Autofahrt kamen wir in Liverpool an. Als ich damals im Freundeskreis erzählte, dass unser Sohn als Beatles Fan unbedingt Liverpool sehen möchte, bekam ich von einem erfahrenen England-Reisenden gesagt, dafür müssten wir nicht mehr als eine Stunde einplanen. Ich habe keine Ahnung, wo dieser Mensch gewesen ist, aber wir hätten hier gerne mehrere Tage verbracht, denn diese Stadt hat unfassbar viel zu bieten!
Liverpool Stadion & The Beatles Story Museum
Unser erster Halt war am Fußball-Stadion unseres Ex-Trainers “Kloppo”, was schon beeindruckend war. Auch hier konnten wir nicht auf den Besuch des rot-weißen Fanshops verzichten. Täglich fährt also unser Kloppo durch das schmiedeeiserne Tor mit dem Schriftzug “You’ll never walk alone”… Weiter ging es mit herunter gedrehten Fenstern und der laut tönenden Beatles Playlist in Richtung Beatles Museum im Hafen Liverpools.
Das Beatles Museum lohnt sich absolut und ihr solltet hierfür einige Zeit einplanen. Auch falls ihr keine Beatles Fans seid, allein die Geschichte der wohl ersten und erfolgreichsten Boygroup der Welt und die Zeitgeschichte rundherum ist faszinierend. Die Umgebung des Hafens ist richtig toll gemacht und definitiv einen Besuch wert.
Stadtzentrum Liverpool mit kleinen, hübschen Gassen und viel Leben
Doch die Innenstadt erst: Zu Fuß vom Hafen aus entdeckten wir das Zentrum Liverpools und waren sofort begeistert. In der Matthew Street reihen sich traditionelle Pubs aneinander, inklusive des berühmten Cavern Clubs, in dem die Beatles damals entdeckt wurden und bis zuletzt häufig auftraten. Hier müsst ihr unbedingt einmal hineingehen und die Atmosphäre aufsaugen. Selbst unsere Kinder fanden es spannend, all diese Wirkungsstätten der Beatles zu sehen.
Ich finde, Liverpool ist so abwechslungsreich und hübsch, dass es sich für ein verlängertes Wochenende lohnt. Verabredet euch mit Freundinnen zum Mädels-Wochenende oder plant einen schönen Kurztrip mit dem Partner. Hier gibt es viel zu erstöbern, erkunden und zu erleben. Schlendert durch die hübschen Gassen und lasst es euch mal richtig gut gehen! Diesen Sommer gab es hier “Live Life One” mit dem Motto #letusentertainyou > hierzu spielten Leute an vielen Ecken spontan tolle Musik, führten akrobatische Stücke auf oder lasen Gedichte vor. Diese Stadt lebt! Hier entstand auch das Foto auf der Treppe, das ihr bereits aus meinem Geburtstags-Artikel kennt.
Chester – eine wunderschöne Kleinstadt auf zwei Ebenen
Der Besuch in Chester erfolgte auf Tipp eines Golffreundes. Er hatte dort studiert und uns dringend empfohlen, auf dem Weg nach London dort zu übernachten. Diese rund 2.000 Jahre alte Stadt ist wirklich faszinierend und wirkt wie eine edle Filmkulisse. Nach wie vor ist zu sehen, dass hier eher wohlhabende Menschen leben und residieren. Chester ist eine Hochburg für romantische Hochzeiten.
Die viktorianischen Häuser der Innenstadt bieten ein besonderes Shopping-Erlebnis auf zwei Etagen, wie ihr in den Highlights meiner Instagram-Story sehen könnt. Sich das anzuschauen, lohnt sich wirklich – so etwas habe ich auch noch nie zuvor erlebt. Eine Sennerei des berühmten Chester Käses haben wir leider nicht mehr besuchen können, da wir noch zeitig in London ankommen wollten. Aber ganz sicher fahren wir demnächst noch einmal nach Chester.
London mit Teenagern
In London verbrachten wir 4 Tage und ich denke, ich werde noch einmal einen separaten Artikel zum Thema “London mit Teenagern” schreiben. Mich fragten nämlich einige Eltern, wie man einen schönen Kurztrip mit Jugendlichen in London gestalten könnte. Da unsere Reise noch so viel mehr bot als nur Shopping und Sightseeing und ich gerne noch mehr zu den anderen wunderschönen Destinationen erzählen möchte, hier nur ein kurzer Abriss unseres Aufenthaltes in London:
Unser Auto ließen wir während der Zeit in London in der Hotelgarage stehen. Hier war es sinnvoller, sich der bekannten Taxi-Apps zu bedienen, U-Bahn zu fahren oder andere Alternativen zu finden. Per kurzem Walk an der Themse entlang fühlten wir uns gleich richtig angekommen in London. Wir nahmen einen Drink mit Blick auf die Tower Bridge und freuten uns auf ein paar Tage an einem Ort. Eine Rundreise ist nämlich ziemlich anstrengend, wie ich schon in meinem Bericht über Schottland erwähnte.
Die kommenden Tage shoppten wir in der Regent Street, trafen uns mit einem Bekannten, schlenderten mit ihm durch Westminster, aßen in tollen Restaurants, stöberten durch Fortnum & Mason und entdeckten gemeinsam mit den Kindern die Carnaby Street. Zu all dem später mehr.
Weiterfahrt in den Süden Englands
Wimbledon Tennis & Oldtimer Showroom
Wenn ihr einigermaßen Sport interessiert seid, müsst ihr dringend das Wimbledon Stadion besichtigen. Nehmt euch auch hier Zeit für das Museum und geht einmal in die Ränge des Center Courts. Für mich, die damals schon als Kind mit den Eltern alle Wimbledon Spiele am Fernsehen verfolgte und natürlich auch selbst auf dem Tennisplatz groß wurde, war es ein echtes Gänsehaut-Gefühl!
Im Ort Wimbledon selbst gab es einen berühmten Oldtimer-Händler, den die Männer der Familie gerne “kurz” besuchen wollten. Auch hier lohnt es sich vorbeizuschauen, denn hier wurden wir ganz nostalgisch: Mir hatte es ein alter VW-Bus angetan, die Tochter fand den Porsche-Trecker cool und der Sohn scharwenzelte um den DeLorean DMC-12 herum (Auto vom Film “Zurück in die Zukunft”). Mein Mann wusste kaum, wohin er zuerst schauen sollte…
Horsham (West Sussex) zur Erholung
Da wir unsere Route nur sehr grob vorgesteckt hatten und wir keine Hotels vorgebucht hatten, begegnete uns hier – in einem vielleicht tausend Seelen Dorf – wieder eine tolle Überraschung: Wir fuhren quasi über Stock und Stein, durch Wälder und fanden “in the middle of nowhere” ein zauberhaftes Hotel mit Rosamunde-Pilcher-Feeling. Ich mache keine (unbezahlte) Werbung für exklusive Hotels, aber die South Lodge hat uns alle so begeistert, dass ich trotzdem verlinke.
Uns erwartete ein alt-englisches Landhaus inmitten schönster Natur und gelebter englischer Tradition. Unsere Kinder flogen sofort auf das flauschige Stoff-Schaf mit Krawatte (aufgestickt: “Do not disturb”), welches das Bitte-nicht-stören-Schild des Hotels darstellte. Solche netten Kleinigkeiten begegneten uns hier überall. Den Afternoon-Tee im wunderschönen Garten zu genießen und sich den ganzen Tag rundum entspannt zu fühlen, war grandios. Hier kamen wir endlich mal zur Ruhe.
Unvergessliches Küchen-Event
Das absolute Highlight war der Abend im Hotel-Restaurant The Pass, bei dem wir IN DER KÜCHE essen und den Köchen bei der Arbeit zuschauen durften. Dazu findet ihr einiges in meiner Insta-Story unter “Koch-Event” – da seht ihr mich auch in Action. Einen Platz in diesem Restaurant könnt ihr ebenso buchen, wenn ihr Gäste in einem anderen Hotel seid. Der tatsächlich hohe Preis hat sich aus unserer Sicht gelohnt, denn das Erlebnis wird unvergessen bleiben.
Der Chefkoch Ian Swainson und sein Team sind so unfassbar kreativ in der Küche, wie wir es bisher noch nirgendwo gesehen haben. Unser Abend war ausgerichtet zum Thema Malerei und jedes Gericht war an dieses Motto angelehnt. Zum Schluss bekamen wir Esspapier auf einem Eintragbuch und eine Palette mit Dessertsoßen in verschiedenen Farben. Dazu bekamen wir Pinsel, um mit den Soßen auf das Esspapier zu malen und diese einzeln oder im Zusammenspiel miteinander zu kosten.
Brighton, South Dawns National Park, Horsham, Eastbourne, Lewes
Typisch englisches Wetter erwartete uns in Brighton, was eine ausgiebige Erkundungstour durch die Innenstadt unmöglich machte. Doch wir schauten uns das Hafengebiet an und waren ehrlich gesagt alles andere als entzückt. Nicht jede Stadt gefällt Jedem – und hier hatten wir wieder unseren “Philadelphia-Effekt“. Das machte aber gar nichts, denn kurz aus der Stadt hinausgefahren, tat sich der Beachy Head auf – der berühmte Kreidefelsen. Was für ein wunderbarer Anblick!
Die Fahrt durch den South Dawns National Park war unglaublich schön, trotz des Regenwetters. Wir krabbelten trotz Starkregen aus dem Auto, um die Seven Sisters (ebenfalls Kreidefelsen) aus der Nähe betrachten zu können. Als unser Sohn erzählte, er habe hier während der Schülerreise an der Klippe gestanden, um das beste Foto zu shooten, wurde mir allerdings übel.
Die Städte Horsham und Lewes sind wirklich hübsch und falls ihr ohnehin in der Nähe seid, lohnt sich ein kleiner Walk durch die Innenstädte. Nach Eastbourne fuhren wir hauptsächlich deshalb, weil unser Sohn hier während seiner Englisch Sprachreise war. Wir fuhren also an seinem Campus vorbei, er zeigte uns den Fußballplatz und die Innenstadt mit seinen Hotspots während der zwei Wochen. Ein netter, kleiner Ort, der idyllisch gelegen ist und einen Tagesausflug nach London erlaubt. Optimal also für Sprachschüler und Familien, die Ruhe suchen, sich aber nicht langweilen möchten.
Ich hoffe, euch hat unsere Reise nach Süd-Ost-England gefallen. Das nächste Mal möchten wir an die südliche Westküste reisen und Cornwall noch einmal besuchen. Ansteckendes Reisefieber wünscht euch
2 Kommentare
Danke für den tollen Bericht liebe Stephie! England steht schon lange auf meiner persönlichen Bucket List, bisher kann ich nur die Familie nicht dafür begeistern. Vielleicht ja bald, wenn ich Deine London-Tipps für Teens weitergebe?
Liebe Grüße von Sanne
Liebe Sanne,
na dann muss ich mich wohl beeilen, auch den Bericht noch fertig zu stellen… Lieben Dank für Deinen Kommentar. LG, Stephie